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› Die deutsche Mittelschicht schrumpft …
07.06.2016 … schrieb Konrad Fischer kürzlich in der WirtschaftsWoche und berichtete über eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), die ergibt, dass der Anteil der deutschen Mittelschicht an der Gesamtbevölkerung zwischen 1983 und 2013 von 62 Prozent auf 54 Prozent gesunken ist. Andersrum: „Nach der Studie, die auf Daten des Sozio-ökonomischen Panels beruht, vergrößerten sich die untere und die obere Einkommensschicht in den untersuchten drei Jahrzehnten jeweils um vier Prozentpunkte.“ Konkret sei der Anteil der unteren Einkommensschichten von 29 auf 33 Prozent, der Anteil der oberen Einkommensschichten von 9 auf 13 Prozent gewachsen.

Stellt sich die Frage, wo fängt sie an, wo hört sie auf die Mittelschicht? Hierzu gibt es den schönen Begriff des „Medianeinkommens“. Noch nie gehört? Ich auch nicht. Man kann auch „mittleres Einkommen“ sagen und laut WiWo errechnet sich das wie folgt:

„Als Medianeinkommen wird das Bruttoeinkommen bezeichnet, das die Bevölkerung in zwei genau gleich große Hälften teilt. Bei einer vierköpfigen Familie umfasst dies Haushalte mit einem Einkommen zwischen 2.780 und 8.300 Euro brutto im Monat.“ Wer als vierköpfiger Haushalt in diesem Einkommensbereich liegt, der ist also Mittelschicht.

Oder anders: „Zur Mittelschicht zählt das DIW diejenigen Haushalte, die vor Steuern und Sozialtransfers mehr als 67 Prozent oder weniger als 200 Prozent des Medianeinkommens verdienen.“

Eigentlich recht weit gefasst. Dennoch ist laut DIW der Anteil der deutschen Mittelschicht an der Gesamtbevölkerung zwischen 1983 und 2013 von 62 Prozent auf 54 Prozent gesunken. Und dazu sagt Marcel Fratzscher, Präsident des DIW. „Wenn die Mittelschicht schrumpft, schadet das der deutschen Wirtschaft.“ Und: „Wir können es uns nicht leisten, dass immer mehr Menschen abgehängt werden.“

Das müsste für die Möbelbranche eigentlich bedeuten, dass die abgehängten zum Discounter rennen und dass hier die größten Zuwachsraten zu erwarten sind. Aber ist das wirklich so?

Zuwachsraten ja, aber zumindest im Lebensmittelhandel wird der reine Discount aktuell ins Abseits gestellt. Da zitiert der Journalist Carsten Dierig in der „Welt“ den Rewe-Chef Alain Caparros, der das Ende der klassischen Lebensmitteldiscounter voraussagt.

In fünf Jahren werde es keinen reinen Discounter mehr geben, meint der Rewe-Boss. Allen voran Aldi entwickele sich derzeit zu einem Supermarkt.
Zitat: „Die Grenzen zwischen Supermarkt und Discounter verschwimmen zunehmend." Aldi etwa biete plötzlich Markenware, habe statt 600 über 2.000 Produkte im Sortiment und wolle sich nun auch noch vom Palettenverkauf verabschieden.

Rewe werde auf diesen Trend mit neuen Konzepten reagieren, um sich weiterhin abzugrenzen. „Der Supermarkt der Zukunft ist weniger ein Laden als vielmehr ein Ort der Begegnung. Wir müssen Erlebnisse schaffen und auch Verzehrmöglichkeiten, damit die Besucher nicht mehr nur Kunden sind, sondern Gäste", sagt Caparros.

Und was bedeutet das für den Möbelhandel? Noch boomt er der lupenreine Discount. Liegen die Umsätze der vier Marktführer Roller, POCO, Möbel Boss und Dänisches Bettenlager im Milliardenbereich. Werden wöchentlich neue Filialen eröffnet.

Der „normale“ Möbelhandel setzt derweil auf Individualisierung. Aktuell mit verfeinerten Kollektionsmodulen (EMV) oder mit einer neu installierten Handels-/Händlermarke (VME). Orte der Begegnung sind die klassischen Möbelhäuser ohnehin schon lange. Alles richtig gemacht also?

Nicht unbedingt. Denn die Besucher-Frequenz unter der Woche gibt zu Sorgen allemal Anlass. Oft frage ich mich bei Stippvisiten nicht nur in der Großfläche doch ernsthaft, wann die Unternehmen hier ihre Umsätze erwirtschaften.

Liegt es am geschrumpften Mittelstand? Oder doch am „bösen“ E-Commerce, dass die Besucherfrequenz oft so beängstigend lau ist? Oder ist die Lage gar nicht so dramatisch?

Mit einfachen Antworten profilieren sich hier ausschließlich Kaffeesatzleser. Wir anderen basteln derweil an unseren ganz individuellen Zukunftsvisionen. Viel Spaß dabei!

Ihr Ralf Hartmann
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