Hartdran-Logo
› Es war jetzt nicht wirklich … HartDran 374
03.08.2016 … eine Überraschung, dass sich der Südtiroler Möbelproduzent Selva mit Sitz in Bozen in einer Schrumpfkur befindet. Die Verwaltung in Bozen werde nach Isola Rizza nahe Verona verlegt, wo sich schon seit langem die Produktion befindet. Wobei Produktion nicht ganz richtig ist. Denn seit Jahr und Tag kommen die Selva Möbel als Rohlinge von zahlreichen kleinen Produzenten in der Region und werden dann in Isola Rizza „veredelt“.

Mittlerweile sieht es aber so aus, als würde Selva komplett nach Isola Rizza übersiedeln. „Wir haben XL-Hemden getragen, benötigen aber nur Größe M.“ Dies erzählte Inhaber Philipp Selva letzte Woche der Zeitschrift Möbelmarkt.

In Folge von Umsatzrückgängen auf dem russischen Markt, „einem der wichtigsten Absatzgebiete des Unternehmens“, so der Bericht, sehe sich Selva zu weitreichenden Kostensenkungsmaßnahmen gezwungen.

Die Folge: Auch altgediente Mitarbeiter müssen sich verabschieden. So trennt sich Selva spätestens zum Jahresende von Martin Fütterer, der 20 Jahre lang für das Unternehmen aktiv war. Seit 2010 als Gesamtvertriebsleiter für Deutschland, Schweiz, Belgien und Luxemburg.
Und auch in Deutschland wird gespart. So soll der Außendienst von fünf auf drei Repräsentanten reduziert werden. Außerdem verzichtet das Unternehmen auf einen Auftritt zur imm cologne 2017.

Die Anpassungen in der Unternehmensstruktur seien notwendig geworden, um Schlimmeres zu vermeiden, so Philipp Selva. Es ist also fünf vor 12 in Bozen.

Und da befinden sich die Südtiroler in bester Gesellschaft. „Eigenverwaltung“, dieser Begriff hält seit Wochen und Monaten Einzug in die Möbelberichterstattung. Klingt ja auch besser, als Pleite. Ist aber im Prinzip nichts anderes. Und es ist schon erstaunlich, wer nun alles nach diesem Strohhalm greift.

Nicht in allen Fällen sehe ich da ein gutes Ende auf die Betroffenen zukommen. Eher schon auf die Sanierungsspezialisten, die sich als Sachwalter oder Generalbevollmächtigte auch in hoffnungslosen Fällen eine goldene Nase verdienen.

Aber nur kein Neid. Auch früher galt die eherne Regel. Erst einmal muss bei einem Konkurs - oder später einer Insolvenz - so viel Masse vorhanden sein, dass die Kosten des Verfahrens gedeckt sind. Zu denen natürlich in erster Linie das Honorar des Insolvenzverwalters zählt. Für die Gläubiger blieb dann – wenn überhaupt – in der Regel eine eher bescheidene Quote.

Aktuell gibt es dabei die unterschiedlichsten Verfahren, Kosten zu senken und sich von Verbindlichkeiten zu verabschieden. Dirk-Walter und Gero Frommholz haben das gerade perfekt vorgemacht. Haben die deutsche Produktion, in der immerhin noch 44 Mitarbeiter beschäftigt sind, mal eben umbenannt und über die Wupper geschickt, ohne dass der schöne Name Frommholz in Mitleidenschaft gezogen wurde.

Das erinnert mich an die 1980er Jahre, als ich Konkursgeschichten im Akkord verfassen durfte. Da war das ein ebenso gängiges wie beliebtes Vorgehen.

Ganz so glatt wie Frommholz kommen andere nicht durch die Liquiditätsprobleme. Bei Paschen sind sich die Gesellschafter Frieder Löhrer und Thomas Jungjohann offenbar gar nicht mehr grün und haben den Tag sicher schon öfter verflucht, an dem sie sich mit eigenem Geld ins Abenteuer gestürzt haben.

Und bei Domina Möbel in Melle kann sich wohl kaum noch jemand vorstellen, dass da noch was zu retten ist. Zumal sich die Inhaberin Isabell Gössling-Tietz ins Schneckenhaus zurückgezogen hat und einfach zu warten scheint, was passiert.

Auch nicht gerade der Königsweg. Rein menschlich vielleicht aber durchaus nachvollziehbar.

Ihr Ralf Hartmann
Anzeigen
mehr...
mehr...
mehr...
mehr...
medienPARK-Homepage