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› „Tessa Tessner trägt ein schwarzes Kostüm, … HartDran 380
12.12.2016 … einen grauen Seidenschal, zwei scharfe Lidstriche und eine Kurzhaarfrisur vom Feinsten sowie am Handgelenk eine silberfarbene `Rolex Daytona´, die zwischen 11.000 und 68.000 Euro gekostet haben muss. Ein Geschenk ihres Vaters. Blacky krüllt sich in der Ecke unterm Tisch zusammen. Er hat keinen Sinn für Uhren. Aber für Koteletts.“ Das sind Eckdaten, die Stephan Knieps, Redakteur des Wirtschaftsmagazins BILANZ offenbar für unerlässlich hält in einer aktuellen Reportage über die Lage in der deutschen Möbelbranche. Genauer in einem Portrait über die Roller-Chefin Tessa Tessner, mittels dessen der Autor seiner Leserschaft die Möbelbranche näher zu bringen versucht.

„Blacky“ wird übrigens auch von anderen Berichterstattern immer wieder gern genommen, wenn es um Roller geht. Es handelt sich um einen schwarzen Cockerspaniel-Münsterländer, ohne den die Roller Chefin offenbar selten unterwegs ist. „Schreib vom Hund, wenn es menscheln soll.“ Das ist offenbar eine der Leitlinien für solche „Hintergrundberichte“.

Tatsächlich ist dem Autor Knieps da ein Portrait unterlaufen, das sich zuweilen allzu sehr im „human touch“ verliert. Der Autor nennt es „Kurzbericht aus einer heftig umkämpften Branche.“ Leseprobe: „Tessa Tessner geht zum Angriff über: Mit ihrem Möbel-Discounter Roller will sie Ikea, Höffner, Poco und Co. das Fürchten lehren.“

Voll auf Boulevard ist BILANZ allerdings schon im Vorfeld gegangen mit der Ankündigung für das Dezember Heft: „Madame Roller greift an: Gründertochter Tessa Tessner zettelt mit ihrem Billig-Möbelhaus einen Branchenkrieg an.“ Und zur Vertiefung: „Tessa Tessners Vater ist der namhafte Unternehmer Hans-Joachim Tessner (72), Herr und Meister der Tessner-Gruppe aus Goslar.“

Zum Kriegsbericht reicht es dann allerdings eher weniger. Es plätschert. So kommen auch die „harten Fakten“ eher unfreiwillig komisch daher. Zitat: „Mehr als 167 Möbelläden hat der Mann auf akkurate Weise in der ganzen Republik zerstreuen lassen. Nie zwei auf einem Haufen, sondern alle schön verteilt.“

„Roller Discount“ (121 Filialen) das sei dabei die „Hauptkooperative“. Wobei schon der Name „an der Finanzkraft ihrer Kundschaft keinen Zweifel“ lasse. Es folgen weitere lesenswerte Informationen wie: „Vom Gewinn wird so gut wie nichts von der Familie aufgezehrt, denn die Firma braucht alle Kraft. Die Eigenkapitalquote darf mit einem Messwert von mehr als 40 Prozent als urwüchsig bezeichnet werden.“

Dennoch der beruhigende Hinweis: „Die Tessners sind, weiß Gott, keine armen Leute.“ BILANZ selbst habe erst in der Ausgabe 9/2016 („Die 750 reichsten Deutschen“) das Vermögen der Roller-Familie auf 900 Millionen Euro geschätzt.

Und es geht so weiter: Natürlich ist die „schneidige, unerschrockene und effiziente Managerin“ Tessa Tessner auch zu Hause in ihrer Essener Wohnung (größtenteils) mit dem Familien-Sortiment eingerichtet. „Denn das bekommt sie billiger.“ – Nicht zu fassen! Aber durchaus nachvollziehbar.

Und dann geht es nochmal ums Geschäft: In der Möbelbranche sei der Teufel los lässt sich Tessner zitieren. Da werde „verdrängt, erledigt und abgewickelt, dass es nur so raucht“. Und hinter Roller höre man die Kanonen donnern: Segmüller, Schaffrath und Zurbrüggen werden genannt. Direkte Mitbewerber wie POCO, SCONTO oder SB Möbel BOSS bleiben außen vor.

Egal wie, zum Abschluss kramt Autor Stephan Knieps noch mal markige Wortschöpfungen raus. Malt lustige Bilder wie: „Es ist keine Beleidigung, das Roller’sche Rollkommando als gewaltsam zu bezeichnen, es gleicht mit seinem irrwitzigen Tempo einem gut organisierten Sturmangriff. Viele Konkurrenten sind in Behandlung. Der Sanitätsdienst ist ausgerückt.“

Eine besonders originelle Pointe, die nur allzu gut in diese eigenwillige Momentaufnahme aus der Möbelbranche gepasst hätte, die hat der BILANZ Reporter aber leider verpasst. Tessa Tessners Ex, Alexander Hirschbold, der „bis 2014 Roller-Geschäftsführer für Vertrieb und Marketing“ war, hat bekanntermaßen die Seiten gewechselt. Und übernimmt demnächst die Leitung der porta Möbel Discount Tochter SB Möbel BOSS.

Was dem „Kriegsberichterstatter“ Stephan Knieps wohl dazu noch alles eingefallen wäre? - Ich mag es mir lieber nicht vorstellen.

Ihr

Ralf Hartmann
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