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› Natürlich ist es bitter … HartDran 384
04.03.2017 … wenn ein Unternehmen den eigenen Erfolg nicht mehr finanzieren kann. Und deswegen die Segel streichen muss. Andreas Assner ist in dieser Situation. Wobei der Nieburg-Küchen-Chef auch seine Inhaberfamilie (75%) Fortmeier/Robeck für die aktuelle Situation verantwortlich macht. Durch die Blume natürlich.

„Die Firma kam ja aus einem ganz tiefen Tal", sagte Assner letzten Donnerstag der Möbelkultur und widersprach damit der Aussage vom 01. April 2016, als Alexandra Robeck erklärte, man habe ein „vollständig saniertes Unternehmen“ übergeben.

Jetzt stellt sich heraus, dass ein Grund für die aktuellen Liquiditätsprobleme auch die Tatsache ist, dass Immobilien und Maschinenpark weiterhin von der Inhaberfamilie gemietet werden müssen. Diese also auch nicht als Sicherheit für weitere Kredite herhalten können.

Und die Mehrheitsgesellschafter scheinen ohnehin keinen Spaß mehr an ihrem Küchen-Engagement zu haben. „Warum die Familie Fortmeier/Robeck, der über zehn Firmen u. a. im Maschinenbau gehören, keine Unterstützung leistet, ist auch Assner nicht völlig klar“, schreibt dazu die Möbelkultur. Klingt nicht gerade nach einem Konsens in Sachen Nieburg.

Assner jedoch ist dennoch guter Hoffnung, das Unternehmen im Zuge des Insolvenzverfahrens von „unliebsamen Belastungen“ befreien zu können.

Ein ganz anderes Thema ist vordergründig der Teilrückzug des schwedische Risikokapitalgebers Kinnevik aus seinem Rocket Internet-Engagement. Auch hier handelt es sich aber um desillusionierte Investoren, die den gemeinsamen Weg nicht weitergehen wollen.

Rocket Internet ist u.a. die Muttergesellschaft der immer noch hoch defizitären Online Möbelhändler Home24 und Westwing, die von Rocket Gründer Oliver Samwer seit Jahren gebetsmühlenartig gesundgebetet werden. „Proven Winners“ heißen im Rocket-Deutsch solche Firmen, deren stetiges Umsatzwachstum auf jährliche Verluste in nennenswerter zweistelliger Millionenhöhe gebaut ist.

Den Schweden will sich eine solche Sichtweise offenbar nicht mehr erschließen und so haben sie am 23.02.2017 – zunächst - 6,6 % (10,9 Millionen Stück) ihrer Rocket Anteile zum Stückpreis von 19,25 Euro an institutionelle Anleger weitergegeben und dabei knapp 210 Millionen Euro erlöst.

Nachdem der Kaufpreis 10 % unter dem Schlusskurs vom Mittwochabend lag, brach dann am Donnerstag auch der Rocket Kurs um bis zu 17 % auf bis zu 17,65 Euro ein.

Einen Tag später schrieb Analyst Stefan Salomon auf wallstreet-online: „Ob sich allerdings die neuen Investoren langfristig über die Beteiligung an Rocket Internet freuen dürfen, bleibt mit einem Fragezeichen versehen, denn ob Rocket lediglich eine grandiose Marketing- und Geldvernichtungsmaschine ist, die vor allem den Gründern gut tut, oder tatsächlich zukunftsträchtige Ideen mitbringt, die auch Geld einbringt, muss sich erst noch zeigen.“

Und erinnert an seine bereits im Oktober getroffene Aussage, die da lautet: „… solange das Unternehmen mehr Geld verbrennt als einnimmt, besteht noch das Risiko, dass auch kurzfristige Erholungen auf Sand gebaut sind.“

Hierzu passt auch die Einschätzung der FAZ, die zur Trennung Kinnevik/Rocket Internet schreibt:
„Es könnte auch ein Hinweis auf unterschiedliche Stile sein. Rocket hatte etwa seine verlustbringenden Beteiligungen mit gutem Umsatz (u.a. Home24 oder Westwing; d. Red.) auch lange Zeit in bester Dot.com-Manier als `Proven Winners´ bezeichnet. Kinnevik trat stets etwas zurückhaltender auf.“

Und: „So hatte Kinnevik die Werte der Online-Möbelhändlers Westwing und Home 24 mit der Hälfte bis einem Drittel von dem angesetzt, was ihnen Rocket Internet zuschrieb. Das war zwar erklärbar, aber wenig nachvollziehbar.“

Alles auf Sand gebaut? Wir werden es erleben.

Ihr

Ralf Hartmann
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