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› Heute erfreuen wir Sie mal wieder … HartDran 387
10.05.2017 … mit Bemerkungen aus der Welt der Erbsenzähler. Und machen uns Gedanken über Begriffe, die konsequent falsch angewendet werden. Immer noch ganz vorn ist beispielsweise der schöne Begriff Insolvenzantrag. Wird immer wieder gern genommen und bleibt doch immer wieder falsch. Es gibt keinen Insolvenzantrag! Und deswegen kann man einen solchen Antrag auch nicht stellen. Nicht bei Gericht und nicht anderswo. Insolvenz kann man nicht beantragen. Man ist insolvent und dann stellt man beispielsweise einen Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens. Oder einfacher: Man meldet Insolvenz an.

Ich weiß, ich weiß. Wer pleite ist, dem kann das relativ egal sein, wie das Unglück von anderen formuliert wird. Aber schief bleibt die Formulierung allemal. Auch wenn sie in der Fach- und Wirtschaftspresse, ja sogar bei Rechtsanwälten zum Standard-Repertoire gehört.

Eine andere falsche Nutzung eines altbekannten Begriffs ist in jüngerer Zeit die Verwendung des schönen Fremdwortes Expertise. Beispiel aus einer Pressemitteilung der Home24 AG:

„Wir freuen uns sehr, René Pflücke bei uns begrüßen zu dürfen. Durch seine jahrzehntelange Expertise im Möbelmarkt erfährt unser Team eine deutliche Verstärkung“, sagt Christoph Cordes, Vorstandsmitglied der Home24 AG.“ Und Cordes reicht auch gleich nach, was mit Expertise gemeint ist: „René Pflücke verfügt über umfangreiche Erfahrungen im internationalen Handel und war unter anderem als Geschäftsführer der Roller GmbH & Co. KG sowie zuletzt der Sconto SB GmbH tätig.“ Siehe auch Seite 10 in dieser Ausgabe.

Warum man da neuerdings von Expertise reden muss, wenn einer mit Berufserfahrung aufwarten kann, das will sich mir allerdings nicht erschließen. Klingt wahrscheinlich bedeutsamer. Unter Expertise versteht man übrigens landläufig das Gutachten eines Experten. Eine Expertise kann man einholen. Beispielsweise über die Echtheit eines Gemäldes oder ähnliche Dinge. Aber Erfahrung ist damit nicht gemeint.

Ich könnte hier noch einiges zur Sprache bringen, was sich eingebürgert hat in den allgemeinen Sprachgebrauch und dennoch falsch bleibt. Aber ich will Sie natürlich nicht allzu sehr langweilen mit meinen sprachlichen Spitzfindigkeiten. Deswegen verzichte ich auch, darauf, mir über das schöne neudeutsche Wort Location Gedanken zu machen, und ob das was mit Eisenbahn zu tun haben könnte.

Was gab`s sonst noch? Auf der Konzeptmesse des Einrichtungspartnerrings letzte Woche in Bielefeld glänzte VME Hauptgeschäftsführer Franz Stratmann weitestgehend durch Abwesenheit. Er war zwar vor Ort, hatte aber hohen Besuch. Aus Pfullendorf. Da mussten ALNO Vertriebsleiter Andreas Sandmann und ein Vertreter des Hauptgesellschafters Tahoe Investors GmbH (Prevent) nämlich erklären, wie es weitergehen soll mit den Lieferproblemen für die VME Eigenmarke Culineo, die bei MHK als Altano vermarktet wird.

Hintergrund: Tahoe hat nach altbekannten Muster – Mutter Prevent ist ja selbst als Zulieferer der Automobilbranche unterwegs – den Vorlieferanten die Daumenschrauben angezogen – im Rahmen des Kostenreduzierungsprogramms, die der Großinvestor u. a. der ALNO Tochter Wellmann verpasst hat.

Einige Vorlieferanten reagierten daraufhin verschnupft und stellten die Lieferung beispielsweise lackierter Fronten einfach mal ein. Die Folge: VME Mitgliedsunternehmen konnten Küchen-Kommissionen nicht ausliefern. Weil Teile fehlten.

Kunden der Prevent-Tochter Wössner können ein Lied von solchen Problemen singen. Da hatten massive Lieferprobleme allerdings wohl weniger mit Sparmaßnahmen, als mit Logistik-Katastrophen zu tun. So soll der nach Bosnien transportierte Maschinenpark zwar dort angekommen sein, nur war angeblich die Halle noch nicht fertig, in der die Produktion gestartet werden sollte. Shit happens.

Ein weiteres Problem der ALNO AG wird derweil heftig dementiert: Am letzten April-Wochenende hatten die Stuttgarter Nachrichten den langjährigen ALNO CEO Max Müller auf die Abschussliste gesetzt. Dieses Gerücht wurde laut Südkurier von ALNO Sprecher Markus Gögele u.a. mit den Worten dementiert: „Eine Ablösung steht nicht auf der Tagesordnung!“

Was jetzt nicht unbedingt heißen muss, dass die Stuttgarter Nachrichten einer Fehlinformation aufgesessen sind. Ein Führungswechsel bei der ALNO AG würde sicher die wenigsten Marktteilnehmer überraschen. Mich eingeschlossen.

Ihr Ralf Hartmann
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