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› Wenn eine halbwegs bekannte Firma … HartDran 391
29.07.2017 … wie die ALNO AG per Insolvenz durch die Wirtschafts- und Tagespresse rauscht, dann handelt es sich erfahrungsgemäß schon mal um einen ungewöhnlich hohen Aufmerksamkeitswert für unsere gewöhnlich etwas unterbelichtete Branche. Auch was die Präsenz in der Publizistik betrifft. Das war in den letzten Tagen der Fall. ALNO überall, und jeder hebt aufgeregt die Finger und plärrt „ich weiß was“. Langjährige Marktbegleiter, wie beispielsweise der Autor dieser Zeilen, machen in solchen Fällen immer wieder dieselbe Erfahrung. Es wird sehr viel Unsinn geschrieben. Auch von renommierten Wirtschaftsjournalisten, die sich mehr oder weniger unverhofft mit Themen beschäftigen müssen (wollen? sollen?) die sie sonst links liegen lassen.

Wirtschaftsjournalisten sind in der Regel Generalisten, die heute über Speiseies, morgen über die Textilwirtschaft und übermorgen über Maschinenbau berichten. Diese Kollegen können Bilanzen lesen, globale wirtschaftliche Zusammenhänge analysieren und über dies und das fundierte Hintergründe liefern.

Kommen sie aber mal in die Verlegenheit, über Randbereiche wie die Möbelbranche zu berichten, dann stützen sie sich leider nur allzu oft auf selbsternannte Branchenkenner, die ihnen dann eine sehr einseitige Sicht der Dinge vermitteln oder einfach blühenden Blödsinn erzählen. Mehr dazu auf Seite 10 + 11 in dieser Ausgabe.

Das Problem dabei: Wer mitbekommt, was aktuell nun gerade im Fall ALNO auch in der seriösen Tages- und Wirtschaftspresse an unsäglichen Banalitäten verzapft wird, der fragt sich als Branchenkenner in Sachen Möbel dann doch, was wohl alles für totaler Quatsch über Branchen verzapft wird, von denen er selbst noch weniger Ahnung hat, als die Generalisten von der Publikums-Journaille.

Mir ist dieser Gedanke nicht erst heute gekommen. Und so lese ich gewisse Branchenanalysen oder Einschätzungen über die wirtschaftliche Lage großer, kleiner, mittlerer Betriebe, die sich dort tummeln, wo mir der Durchblick fehlt mittlerweile durchaus mit einem gewissen Abstand.

Klar gibt es Spezialisten. Auch bei den Schreibern der Publikumspresse. Doch in der Regel äußern sich da „Experten“ mit einem fundierten Halbwissen über Dinge, die ihnen normalerweise am Arsch vorbeigehen.

Das sollten wir immer im Auge behalten, wenn wir mal wieder was über unsere Möbel-Küchen-Holzbranche in der Zeitung lesen. Nicht auf die Goldwaage legen, nicht alles für bare Münze nehmen. Abstand halten.

Ganz schlimm war das vor vielen Jahren bei der Schieder Möbel-Pleite. Eine in der Bevölkerung gänzlich unbekannte Firmengruppe, die aber allein aufgrund der Dimension des Desasters ganz automatisch in die Tagesberichterstattung gerutscht ist.

Da mussten die Möbel-Laien aus der Journaille erst mal mühsam ihre Hausaufgaben machen und das ging oft genug daneben. Wohlfeil war damals üblicherweise der Vergleich mit IKEA, obwohl das natürlich komplett daneben lag.

Als einer der maßgeblichen Berichterstatter zum Thema Schieder Möbel hatte ich damals öfter mal das Vergnügen, mich mit Kollegen aus der Publikumspresse auszutauschen. Ihnen ansatzweise die Gedankenwelt des „Henry Ford der Möbelbranche“, Rolf Demuth, näher zu bringen.

Anlässlich der Berichterstattung Zum Schieder Möbel Prozess hat dann im Januar 2011 Horst von Buttlar im Wirtschaftsmagazin Capital folgenden denkwürdigen Satz über den HartDran Möbel Report geschrieben:

„Hinter dem Blatt steht eine Ein-Mann-Show: Ralf Hartmann, der offenbar genauer rechnet, als einige Londoner Banker.“

Es ging darum, dass HartDran schon lange vor der Schieder Möbel Pleite im August 2005 das entsprechende Zahlenwerk angezweifelt und von „akuten Liquiditätsproblemen“ berichtet hatte.

Keine Frage, dass ich mich durch diese Einschätzung des heutigen Capital Chefredakteurs geadelt fühlte. Und ein paar Tage lang mit den Daumen unter den Hosenträgern durch die Welt stolziert bin.

Das nämlich haben die Berichterstatter der Publikumspresse uns Fachidioten voraus. Ihr Leserkreis ist ungleich größer als der Unsere. Dafür blinken wir immer mal wieder kurz auf, wenn es bei Schieder Möbel rappelt oder jetzt eben bei der ALNO AG.

Ihr Ralf Hartmann
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