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› Irgendwie untergegangen …
26.07.2018 … ist in diesen Tagen - zumindest in der Fachpresse - der Verkauf der ehemaligen Hüls Tochter Parador (Bodenbeläge) an den indischen Baustoffproduzent HIL Limited. Das ist zwar für die Möbeljournaille nur ein Randbereich, aber es lässt aufhorchen. Denn Verkäufer ist die Nord Holding, die das Unternehmen - 550 Beschäftigte, Netto-Umsatz knapp 150 Millionen Euro - erst vor zwei Jahren aus der notleidenden Hüls Gruppe herausgekauft hatte.

Zur Investitionsphilosophie der NORD Holding Unternehmensbeteiligungsgesellschaft mbH, Hannover, hieß es damals: „Als eine der ersten deutschen Beteiligungsgesellschaften investieren wir seit 1969 erfolgreich in mittelständische Wachstumsunternehmen. Die NORD Holding ist dabei nicht nur Eigenkapitalgeber, sondern langfristig orientierter Investor für unsere Beteiligungsunternehmen aus vielen verschiedenen Branchen.“

Parador kommt also in gute Hände, hatte es bei der Übernahme den Anschein, und musste nicht befürchten, von einer Heuschrecke ausgelutscht und weggeworfen zu werden. Das ist wohl auch jetzt nicht der Fall. Aber, dass das Unternehmen so flott weitergereicht werden könnte, das hat im September 2016 wohl keiner der Beteiligten erwartet.

„Die NORD Holding ist mit ihrer über 40-jährigen Erfahrung eine der führenden Private Equity Gesellschaften für Buy-Outs und Expansionsfinanzierungen bei mittelständischen Unternehmen“, heißt es noch heute auf der Homepage des Investors. Und zu einem der Dachfonds schreibt das Unternehmen: „Die Investoren der NORD KB sind Sparkassen (60 %), Landesbanken (10 %), öffentliche Versicherungen (20 %) und Versorgungswerke (10 %).“

Dass die nicht nur investieren wollen, sondern auch auf die Rendite schauen, das ist eigentlich naheliegend. Und Parador ist sicher nicht das einzige Unternehmen, das von der Nord Holding zügig weitergereicht wurde.

Vermutlich mit einem üppigen Gewinn. Denn auch wenn über den Kaufpreis vor zwei Jahren Stillschweigen vereinbart wurde, scheint der Weiterverkauf ein gutes Geschäft zu werden.

So berichtet die „Times of India“, dass der indische Parador Käufer HIL Ltd – Flaggschiff der 1,8 Milliarden Umsatz-Dollar schweren C K Birla Group – für den Fußbodenproduzenten aus Coesfeld satte 82,8 Millionen Euro auf den Tisch legen will. Sicher einiges mehr, als die Hüls Gruppe seinerzeit von der Nord Holding bekommen hat. Die Parador Erlöse werden im selben Bericht übrigens mit 142,2 Millionen Euro angegeben.

Natürlich versicherte Lubert Winnecken, Vorsitzender der Geschäftsführung von Parador anlässlich der Übernahme: „Mit HIL Limited haben wir einen strategischen Investor an unserer Seite, der den eingeschlagenen Wachstumskurs und das erfolgreiche Geschäftsmodell weiter fortsetzen will.“ Aber so richtig wohl wird den 550 Parador Mitarbeitern sicher nicht sein angesichts der Tatsache, dass sie jetzt „indisch“ sind.

Aufhorchen sollten angesichts des Nord Holding Deals aber auch Management und Mitarbeiter der RUF-Bett International GmbH & Co. KG, Rastatt, die ebenfalls im September 2016 von Hüls an die Nord Holding verkauft worden waren. Die könnten sich nämlich ganz plötzlich auch in ganz anderen Händen befinden, wenn einer käme und ein lukratives Angebot machen würde. China vielleicht ….

Global ist ja immer noch „in“. Mehr denn je. Womit wir zum globalen Schulden-Konzern Steinhoff kommen. Hier gibt es mal wieder „Neuigkeiten“. Genauer gesagt Aufschub von Verbindlichkeiten:

„Die mit Spannung erwarteten News von Steinhoff International zur Zustimmung der Gläubiger zum Sanierungsplan sind da“ schreibt dazu das Portal 4investors.de. Mit Quoten zwischen 86 Prozent und 99 Prozent seien die „Mindestbedingungen bei den Zustimmungsquoten für das Lockup-Abkommen des Konzerns mit seinen Gläubigern“ erfüllt.

Auf Deutsch: Steinhoff hat jetzt drei Jahre lang Zeit, die Verbindlichkeiten des Konzerns in Höhe von immer noch knapp 10 Milliarden Euro auf die Reihe zu bringen. In welcher Form auch immer. Ein wahrlich gigantisches Unterfangen.

Ihr Ralf Hartmann
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