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› Eins fällt auf…
28.01.2019 … bei den vielen Analysen, die sich um die Jahreswende mit Vergangenheit und Zukunft der Möbelbranche beschäftigen: Es war noch nie so schlimm. Es muss etwas passieren! Denn so geht es nicht weiter! Da sind sich alle Experten einig, die sich nur allzu gern zur Apokalypse äußern. Das Problem: Es ist längst „was“ passiert. Und jetzt wird reagiert. Dass die Möbelindustrie seit Jahren um Hilfe ruft, weil sie sich gedemütigt, ausgequetscht, erpresst vom Handel fühlt, ist nichts Neues. Dass aber der Möbelhandel – und hier speziell die Großfläche – immer öfter mal einen Blick in den Abgrund werfen darf, das ist neu. Zumindest in der Intensität, wie es im vergangenen Jahr 2018 zuweilen vorgekommen ist.

Und die Folge. Viele rufen jetzt wieder nach Schulterschluss, Partnerschaft, aufeinander zugehen. „Als Industrie haben wir auch in den vergangenen Jahren immer mal wieder wirtschaftlich angespannte Jahre durchstehen müssen, während es dem Handel grundsätzlich gut ging.“ Das sei im vergangenen Jahr anders gewesen.

Diese bemerkenswerte Einschätzung stammt von Jan Kurth, dem Geschäftsführer des Verbandes der deutschen Möbelindustrie (VDM). Geäußert in einem Interview, das in der Januar-Ausgabe der Möbelkultur zu lesen ist. Und Kurth kommt zu dem Schluss: „Der Handel muss sich neu erfinden, denn was sich über Jahrzehnte bewährt hat, führt nicht mehr automatisch zum Erfolg.“

Klar! Da kommt einiges auf den Handel zu. Bekanntlich ist der IKEA Konzern mal wieder vorgeprescht. Setzt auf Innenstadtlagen, ohne die Grüne Wiese gleich ganz zu beerdigen. Wie wohl auch?

Denn auch die anderen Großflächen-Fürsten werden ihre Möbelpaläste nicht einfach so zusperren können. Einer der größten mit Sitz im österreichischen Wels kauft sogar frohgemut weiter Fläche zu. Nicht ohne neue Wege außer Acht zu lassen.

Dass zu diesen neuen Wegen nun auch gleich „partnerschaftliches Verhalten“ in Sachen Konditionsgefüge gehören muss, dazu ist der Leidensdruck wohl doch noch nicht groß genug.

Vielleicht aber kommt zur schwächelnden Kundenfrequenz in ein paar Jahren plötzlich auch mal die schwächelnde Anbieter Präsenz hinzu. Und da kann es dann schwierig werden, wenn der Möbelproduzent, der in gewissen Bereichen übrig geblieben ist, allein auf weiter Flur, plötzlich auf Zuteilung umschaltet. Weil er nicht mehr austauschbar ist. Die anderen sind ja alle weg. Totgespart vom Handel.

Geht es nach Jan Kurth, muss es nicht so weit kommen. Der ist gesprächsbereit. Sieht eine echte Chance, die Zusammenarbeit mit dem Handel zu verbessern. Dass das nicht „von heute auf Morgen“ passieren kann, sondern kontinuierlich erfolgen muss, das ist eh klar. Zudem sei ja auch heute nicht alles schlecht im Umgang miteinander, sagt der VDM Funktionär. Was bedeutet: Die Not ist wohl doch noch nicht groß genug.

Obwohl Jan Kurth erkannt hat: „Generell ist der Druck, gemeinsam etwas zu ändern aber so groß wie nie zuvor. Deshalb nehme ich auch mehr Gesprächsbereitschaft wahr.“

Beispielsweise beim Möbelhandelsverband BVDM, mit dem er „einen guten Dialog gestartet“ hat. Warum nicht. Ist zwar nicht das erste Mal. Aber schön, dass wir darüber gesprochen haben.

Der Knackpunkt bleibt der Leidensdruck. Vielleicht sieht in zwölf Monaten ja alles schon wieder ganz anders aus. Und die Möbelbranche sonnt sich in unerwarteten konjunkturellen Höhen.

Kann passieren, vor allem wenn 2019 nicht ständig die Sonne scheint, so wie im vergangenen traurigen Möbeljahr. Und dann?

Ihr Ralf Hartmann
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