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› Mitte der 1990er Jahre …
05.08.2019 … genauer gesagt im August 1996, bekam ich einen Anruf aus Pfullendorf. Am Apparat der damalige Sprecher der ALNO AG, Wolf-Dieter Guip, der mir ins Gewissen reden wollte. Ich sei schuld, so Guip, dass ALNO Boss Artur Nothdurft Morddrohungen bekommen hätte. Was hatte ich angestellt? Ich war damals noch Inside Redakteur, und Börsengänge in der Möbelbranche waren mein Hobby. Rolf Benz, Steffen, Glunz und Möbel Walther. Alle damals börsennotiert. Und ich habe keine Hauptversammlung verpasst. So auch nicht die erste solche der ALNO AG, die ein Jahr zuvor an die Börse gegangen war.

Die Eckdaten sind vielleicht nicht mehr jedem geläufig. Im Juli 1995 wurden 3.100.000 Stück ALNO Aktien (40% des Stammkapitals) im Nennbetrag von DM 5,00 zum Preis von DM 59,00 je Aktie einem breiten Publikum angeboten. Das wären DM 183 Millionen für die Firmenkasse gewesen.

Im Nachhinein stellte sich heraus, dass die emittierende Commerzbank auf 27% der angebotenen Anteilscheine sitzengeblieben war. Aber dazu später.

Die Morddrohungen für Artur Nothdurft resultierten aus den Erkenntnissen, die ich auf der ersten ALNO Hauptversammlung am 24.07.1996 gewonnen und natürlich auch veröffentlicht hatte.

Da monierte der Sprecher der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre, ein Herr Schneider nämlich, dass Mitglieder der Familie Nothdurft mehr als DM 140 Millionen aus der Neuemission in die eigenen Taschen geleitet hatten. „Zur Ablösung von Gesellschafterdarlehen“, was zwar legitim sei, aber, so der Sprecher der Kleinanleger, nicht unbedingt der Stärkung des Unternehmens diene.

Nach Abzug aller Kosten, so Schneider, seien lediglich DM 39 Millionen für das Unternehmen übrig geblieben. Aber das war noch nicht alles, was die ALNO Anleger in Rage brachte.

Ganz nebenbei: Die Morddrohungen blieben Drohungen. Artur Nothdurft wurde kein Haar gekrümmt. Mir war das Ganze dennoch recht unangenehm. Aber ich hatte ja nur präzisiert, was auf der ALNO HV offen besprochen worden war.

Was die Anleger dann auch noch wütend machte, war der Vortrag eines zweiten Anlegerschützers, Dr. Peter Mader. Der nämlich rechnete vor, dass die Anleger seit der Börseneinführung DM 60 Millionen verloren hätten. Dank eines Kursverlustes von gut 30% oder DM 19,00 pro Anteilschein. Die ALNO Notierung war nämlich schon im ersten Börsenjahr von DM 59,00 auf DM 40,00 gefallen.

Dass es dennoch eine recht ordentliche Dividende von DM 2,00 pro Anteilschein gab, das vermochte die Laune der Anteilseigner nicht wirklich zu heben. Hatten sie doch im gleichen Zeitraum fast das 10fache durch Kursverlust eingebüßt.

Die Rechnung sah schließlich so aus. Die Familie Nothdurft, die ja nur 40% des Stammkapitals an die Börse gebracht hatte, verfügte immer noch über 4,68 Millionen Stück Stammaktien. Im Klartext: sie war an der Gewinn-Ausschüttung von DM 15,6 Millionen mit DM 9,86 Millionen beteiligt.

Blieb das Ding mit der Commerzbank. Die nämlich war auf 27% der 3.100.000 Stück frei verfügbarer Aktien sitzen geblieben und musste knapp DM 50 Millionen an die ALNO AG überweisen. Jetzt profitierte sie wenigstens von der Dividende für 873.000 Anteilscheine (x 2 = DM 1,7 Millionen). Es war sogar mehr. Denn die Bank hatte im Lauf des ersten Jahres zur Kurspflege weitere Aktien zugekauft und saß jetzt auf einem Berg von gut 2 Millionen Stück ALNO Aktien.

Die Befürchtung der Anleger: Immer wenn positive Nachrichten für einen Kursanstieg sorgten, würde die Commerzbank künftig ein Aktienpaket auf den Markt werfen und den Kurs zum Bröckeln bringen. Was dann wohl auch so gelaufen ist. Denn der Kurs der ALNO Aktie kannte seit der Emission im Jahr 1995 nur eine Richtung. Nach unten.

Bis zum endgültigen Aus hat es dann aber bekanntermaßen doch noch 20 Jahre gedauert.

Ihr Ralf Hartmann
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