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› „Der Riese wankt“ HD - 194
03.12.2006 mit dieser Titelgeschichte in unserer HartDran-Ausgabe Nr. 170 vom 30.08.2005 haben wir nicht nur Furore gemacht, wir sehen auch keinerlei Anlass, diese Einschätzung der damaligen Lage des Schieder-Konzerns zu revidieren. Wir haben zudem weder damals noch sonst irgendwann ernsthafte Dementis zu unserer Darstellung entgegennehmen müssen.

Eher amüsiert haben wir, wie viele andere auch, die verzweifelten Erklärungsversuche des damaligen Schieder-Finanzchefs Samir Jajjawi zur Kenntnis genommen, die dieser vorzugsweise im eben so unabhängigen wie gnadenlosen Möbelfachblatt Inside-Wohn-Markt-Magazin hat veröffentlichen lassen.

Es drängte sich damals der Eindruck auf, dass speziell Inside-Redakteur Karlheinz Mergelsberg seine Audienzen bei Jajjawi vorzugsweise auf Knien absolviert hat. Die wild entschlossene Parteinahme der ansonsten so gnadenlos der einzig selig machenden Wahrheit verpflichteten Insider hat damals nicht nur uns einmal mehr zu denken gegeben.

Umso netter jetzt die Rolle rückwärts, die Inside zunächst im Internet als Reaktion auf den Abschied von Jajjawi vollzogen hat. Zitat: „Gleichzeitig signalisiert Jajjawis Abschied,..., dass die Finanzen des westfälischen Möbel-Multis womöglich doch nicht so geordnet sind wie vorgegeben.“

Ja Donnerwetter! Das nenne ich investigativen Journalismus par excellence! Da muss einer erst einmal drauf kommen! Und dann auch noch den Mut haben, solch unangenehme Wahrheiten auch auszusprechen.

Wie sich die Insider aus ihrer bisher so überwiegend positiven Schieder-Berichterstattung herauszuwinden versuchen, werden Sie – sofern Sie überhaupt noch Inside-Abonnent sind - und ich herausbekommen, wenn diese HartDran Ausgabe, vermutlich zeitgleich mit dem jüngsten Inside-Magazin, erscheint. Alles andere zum Thema Schieder lesen Sie auf Seite 1 in diesem Heft.

Was sonst? Bei Alno brennt der Baum. Wellmann ist schuld, dass die so erfolgreiche Sanierung des Pfullendorfer Küchenkonzerns, zumindest was das aktuelle Zahlenwerk angeht, ins Stocken gerät. ...die gemeldete vorläufige Hochrechnung der Wellmann/Casawell-Ergebnisse hat „trotz eines Wachstums der Auftragseingänge“ Plan und Forecast deutlich unterschritten. So heißt es in der jüngsten Ad Hoc-Mitteilung der Alno AG.

Das heißt nichts anderes, als dass die relativ positiven Alno-Ergebnisse durch die Tochterfirma Wellmann mehr als negativ kompensiert wurden.

Bisher, so die Mitteilung weiter, sei die ALNO AG von einer Verbesserung der Ergebnislage im Vergleich zum Vorjahr ausgegangen. Zitat: „Das Ergebnis vor Steuern des ersten Halbjahres 2006 lag mit EUR +1,4 Mio. deutlich über dem Vorsteuerergebnis des Vorjahres. Derzeit ist davon auszugehen, dass das Konzernergebnis (EBT) des ALNO Konzerns für das Geschäftsjahr 2006 unter dem des Vorjahres von EUR 0,6 Mio. liegen wird.“

Schuld ist natürlich „der andauernde aggressive Verdrängungswettbewerb und die anhaltenden Preissteigerungen auf den Beschaffungsmärkten“, die sich „besonders deutlich auf die Casawell Service Gruppe, mit der ALNO im Geschäftsjahr 2003 fusionierte, und insbesondere auf die Firma WELLMANN GmbH & Co. KG ausgewirkt“ hätten. So verzeichne „WELLMANN zwar ein Wachstum der Auftragseingänge von +16,3 % (per 11/2006)“, die genannten belastenden Geschäftseinflüsse ließen „sich dadurch aber voraussichtlich nicht ausgleichen“.

Auf deutsch: Wellmann hat zwar Küchen verkauft, dass die Heide wackelt, aber irgendwie, irgendwo vergessen, auch die Deckungsbeiträge mit ein zu beziehen. Stellt sich freilich die Frage, wieso der direkte Wettbewerber Nobilia nicht mit ähnlichen Problemen zu kämpfen hat.

Klingt alles in allem aber nicht gut für die Kursentwicklung der Alno-Aktie, für die ja immer noch das Übernahmeangebot des Private Equity-Investors GermanCapital gilt: 7,20 Euro pro Anteilschein. Jetzt werden sich die letzten Alno-Teilhaber aus dem Streubesitz sicher etwas leichter tun mit der Entscheidung, ihre Papiere abzugeben.

„Der Riese wankt“, das gilt seit langem schon nicht mehr nur für Schieder. Vielleicht sollten die „Zwerge“ mal wieder das Herz in die Hand nehmen.

Ihr

Ralf Hartmann
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