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› Bauknecht gegen Hastor
21.08.2017 Bei der ALNO AG könnte es zum Show Down kommen „Eklat um Investor Hastor nach Alno-Insolvenz.“ So lautet die Überschrift eines aktuellen Berichts der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (F.A.Z.), deren Redakteure Michael Alsheim und Klaus Max Smolka ein brisantes Schreiben des ALNO Lieferanten und ehemaligen Hauptgläubigers Bauknecht vom 28.07.2017 ausgegraben haben.

Bekanntermaßen hat die insolvente ALNO AG nach monatelanger Verzögerung am 18.08.2017 ihr Zahlenwerk für das Jahr 2016 herausgegeben. Wobei der nun veröffentlichte Jahres- und Konzernabschluss ausdrücklich als „vorläufig und ungeprüft“ bezeichnet wird.

Die Eckdaten sind – wenig überraschend – traurig genug: Umsatzrückgang um 5,4 % von 521,5 Millionen auf 493,2 Millionen Euro. Unter dem Strich stand ein Minus von 67,2 Millionen Euro – nach einem Verlust von 4,3 Millionen im Vorjahr. Im operativen Geschäft (ohne Zinsen, Steuern und Abschreibungen) schlug ein Minus von 27,8 Millionen Euro zu Buche, nach plus 14,8 Millionen Euro im Vorjahr.

„Sinkender Umsatz, operativer Verlust und ein negatives Eigenkapital von fast 100 Millionen Euro – die verheerenden Zahlen waren zu erwarten.“ Schreibt dazu die F.A.Z. Aber die Zeitung weiß noch mehr.

Hinter der bröckelnden Fassade sorge nämlich „ein Eklat für noch größere Turbulenzen“. Der F.A.Z. lägen Dokumente vor, in denen der Hauptgesellschafter die bosnische Investoren-Familie Hastor (Prevent Gruppe, Tahoe Investors), schwer belastet werde.

Zitat: „Die Hastor-Vertreter kontrollieren im Aufsichtsrat die Mehrheit der Mandate auf der Kapitalseite – und quetschen den Pfullendorfer Küchenhersteller mit unlauteren Mitteln aus. So lautet zumindest der Vorwurf.“

Die Fakten: „Am 28. Juli wurde von der Geschäftsführung des Stuttgarter Hausgeräteherstellers Bauknecht ein Schreiben mit brisantem Inhalt an Aufsichtsräte, Vorstände, Insolvenzsachwalter von Alno und Sanierungsberater verschickt, in dem der Hauptgesellschafter Tahoe angegriffen wird.“

Vorwurf: „Allein im zweiten Quartal 2017 seien ausdrückliche Zahlungszusagen des Vorstands von Alno und einzelner Aufsichtsratsmitglieder `wiederholt´ nicht eingehalten worden.“

Im Detail: „Seit Übernahme der Kontrolle durch Prevent hat die Geschäftsleitung der ALNO AG immer wieder Zusagen über die Bezahlung der Forderungen aus dem Liefervertrag gebrochen, während zugleich, wie uns bekannt ist, noch kürzlich Mitglieder des Aufsichtsrates dem Vorstand Anweisungen gegeben haben, beispielsweise Anwaltskosten des Hauptgesellschafters zu bezahlen und Zinszahlungen zu genehmigen, aber gleichzeitig Lieferantenzahlungen zurückzuhalten.“

Im Schreiben werde deshalb die Sorge angeführt, „dass die Insolvenzen der ALNO AG und ihrer Tochtergesellschaften Wellmann sowie Pino aufgrund der angeordneten Eigenverwaltung federführend von Vertretern des Hauptgesellschafters oder ihm nahestehender Personen gesteuert würden“.

So habe nicht nur Bauknecht die Befürchtung, dass hier eine Sanierung der ALNO-Gruppe einseitig „auf dem Rücken der Gläubiger“ versucht werden solle. Es lägen der F.A.Z. E-Mails über operative Eingriffe vor, „die zeigen, dass von einem Tahoe-Vertreter im Aufsichtsrat direkt Zahlungsanweisungen an das Rechnungswesen von ALNO erfolgten“.

Kritiker aus der Branche sähen in diesen Vorgängen ein typisches Vorgehensmuster der Prevent-Gruppe: „Nach dem Einstieg würde der finanzielle Druck erhöht, Kontrolle gewonnen, das Unternehmen dann ausgepresst, um am Ende billiger an eingeführte Marken zu kommen.“ Andererseits hinterlasse die Strategie auch immer verbrannte Erde.

Und weiter: „Der Investmentableger Tahoe hat bisher ein Darlehen in Höhe von 35 Millionen Euro sowie einen weiteren Kredit im hohen einstelligen Millionenbereich bei ALNO eingebracht. Angeblich kam es mehrmals zu einem verzögerten Zahlungsfluss, der ALNO weiter in Schieflage brachte.“

Die Vertreter der ALNO AG sehen das natürlich anders: Alle Vorwürfe würden auf Anfrage bestritten. „Auch dass Tahoe versucht haben soll, mit der Androhung der dann erfolgten Insolvenz Druck auf Gläubiger auszuüben, um für weitere Kontrolle an ihre Forderungen zu kommen, wird verneint.“
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