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› Na das war heftig … HartDran 375
25.08.2016 … als einigen der insolventen Selbstverwalter in den letzten Tagen und Wochen ihre Sanierungspläne nur so um die Ohren geflogen sind.
Wer das Wort „Eigenverwaltung“ eingibt in die Archivsuche unserer Website www.hartdran.com, der kann sich zügig einen Überblick verschaffen über das, was geplant war, im letzten und in diesem Jahr - und was daraus geworden ist.

Warendorf Küchen zum Jahreswechsel, Bast Schlafsysteme im März, Nolte Delbrück und Paschen im Mai, Röhr-Bush im Juni und Dunlopillo im Juli. Alle zogen sie los mit der Absicht, kein Insolvenzverfahren mit einem allmächtigen Insolvenzverwalter eröffnen zu lassen, sondern das Heft des Handelns so weit wie möglich selbst in der Hand zu behalten. Mit einem Sachwalter, der ihnen zur Seite steht und – in der Regel – mit beratenden Insolvenzspezialisten, von denen es solche und solche gibt.

Eines ist dabei allen gemeinsam: Sie haben satte Stundensätze und verlangen durchaus auch mal Vorkasse bzw. Abschläge auf das zu erwartende Beratungshonorar. Da sind sechsstellige Summen durchaus keine Seltenheit. Je nach Volumen der Eisen, die im Feuer stehen.

Begriffsklärung im „Online Magazin für Recht, Wirtschaft und Steuern“ - www.deutscher anwaltspiegel.de - nach Florian Harig: „Die Verwaltung nach § 270b InsO – das sogenannte Schutzschirmverfahren – kann beantragt werden, wenn der Schuldner lediglich zahlungsunfähig zu werden droht oder nur überschuldet und die angestrebte Sanierung nicht offensichtlich aussichtslos ist. In diesem Fall bestimmt das Insolvenzgericht auf Antrag des Schuldners eine Frist von maximal drei Monaten zur Vorlage eines Insolvenzplans. Auch nach § 270b InsO wird ein vorläufiger Sachwalter bestellt.“ Zitat Ende.

Was ist daraus geworden bei den aktuellen Möbelpleiten? Zwei Mal ging es voll daneben. Bast und Paschen werden abgewickelt (siehe auch die Berichte in dieser Ausgabe). Die Warendorfer Küchen GmbH wechselte Mitte Januar von der ursprünglich geplanten Eigenverwaltung in ein „normales Insolvenzverfahren“. Und scheint auf einem guten Weg. Die anderen hoffen noch.

So oder so. Es ist schon beängstigend, was da aktuell zum täglich Brot des Berichterstatters gehört. Es erinnert mich an die Mitte der 1980er Jahre, als das Sterben in der Möbelindustrie ebenfalls zum Alltag gehörte. Wer erinnert sich noch an Namen wie Reckord, Uppenkamp, Nienaber, Bücker, Kondor, Witlake, Lemke Polster und und und…? Es waren Dutzende Möbelfabriken, die in den 1980ern die Segel streichen mussten.

Schuld war damals in der Regel Rolf Demuth mit seinem Schieder Möbel Konzern. Denn auch damals schon war das Gejaule groß angesichts der anrollenden Importwelle aus polnischer Möbelproduktion. Schuld waren (sind) - gestern wie heute - immer die anderen. Eine nur allzu menschliche Sichtweise, die bis heute nicht an Schwung verloren hat.

Was aus Schieder Möbel geworden ist. Wir alle wissen es noch allzu gut.

Und nochmal zurück zum Thema: „Die Eigenverwaltung kommt insbesondere bei Vorliegen einer mittelfristigen Fortführungsmöglichkeit des Unternehmens sowie einer konkreten Sanierungsperspektive in Betracht. Die Fortführung sollte auch unter Vollkosten, also nach Auslaufen des Insolvenzgeldzeitraums, möglich sein.“

Fragen Sie mal Karl Sommermeyer, der das Thema für Wellemöbel mit durchgezogen hat. Ganz so einfach, wie sich das manch einer vorstellt, ist das Thema beileibe nicht. Wellemöbel scheint es geschafft zu haben. Andere sollten sich sehr gut überlegen, wie realistisch die Chancen stehen, mit einem Verfahren, das schon seit vier Jahren gesetzlich geregelt ist, aus der Misere zu kommen.

So richtig im Rampenlicht steht die Eigenverwaltung erst seit ca. 12 Monaten - zumindest in der Möbelbranche. Ein Allheilmittel ist das Verfahren zuverlässig nicht.

Ihr Ralf Hartmann
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