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› „Eine Kristallkugel … HartDran 382
25.01.2017 … und jede Menge Rotwein.“ So pflegt Ursula Geismann, Trend Expertin beim Verband der Deutschen Möbelindustrie (VDM), die Frage zu beantworten, wie es ihr denn gelingt, alle Jahre wieder treffsicher die aktuellen Möbeltrends vorauszusagen. Wobei der aufmerksame Beobachter in diesem Jahr ein nur allzu bekanntes Déja Vu registrieren kann: Alles geht. Bei Geismann heißt das:

„Der wichtigste Trend in der Einrichtungswelt: Es gibt kein richtig oder falsch mehr. Nicht nur das Leben ist widersprüchlich – unsere Wohnungen sind es auch!“ … Alles existiert nebeneinander.

Und doch zeichnen sich im Vorfeld der imm cologne 2017 einige Trends ab, die in ihrem jeweiligen Bereich dominant sind.“

In diesem Jahr ist das u.a. die Wiederbelebung des Begriffs „Cocooning“ unter dem Motto. „Tür zu und Ruhe – die Welt ist mir zu viel, ich bin mir genug“. So bringt das der Kölner Stadtanzeiger auf den Punkt.

Und die Rheinische Post fasst Geismanns Trend-Erkenntnisse wie folgt zusammen:
„Eines müssen die Möbel in diesem Jahr in jedem Fall sein: grün. Die weltweit einflussreiche US-Farbfirma Pantone hat `Greenery´, ein helles Grün, als Farbton des Jahres ausgerufen.“

Grün, damit solle ein ganzes Lebensgefühl ausgedrückt werden, wird Geismann zitiert. Und der RP Reporter schließt mit der Erkenntnis: „Soll heißen: Die Deutschen haben Lust auf Natur und Luftholen. Ab jetzt am besten auf einem kleinen, grünen Plüschsofa.“

„Wohnen wird wieder kühner und verspielter.“ Mit dieser Ansage gehen die Münchener Trendsetter von KARE Design, Jürgen Reiter und Peter Schönhofen, in die Messewoche. Und auch KARE proklamiert das Zuhause als Nest in schwierigen Zeiten.

„Must haves“ dabei: „Barwagen, Deko-Gorilla, Spiegelmöbel.“ Zum Accessoire des Jahres erklären die KARE Macher den Kaktus. Wohnfarbe des Jahres ist „Grün in allen Schattierungen“.

Unmittelbar vor Messebeginn hat sich übrigens noch einmal VDM Geschäftsführer Dirk-Uwe Klaas zu Wort gemeldet. Und nimmt in einem Interview der Neuen Westfälischen in Sachen Handel kein Blatt vor den Mund.

Leseprobe: „Scherzhaft heißt es bei uns, die Kollegen im Handel seien eher Immobilienbesitzer als Unternehmer, die Begehrlichkeit für das Kulturgut Möbel schaffen. Böse Zungen sagen, sie lebten mehr davon, neue Möbelhäuser zu bauen als Möbel zu verkaufen.“

Wobei die Möbelhäuser ja eigentlich nur Mittel zum Zweck sind. Denn womit finanziert der Handel denn seine Paläste? Doch immer noch mit dem Verkauf von Möbeln. Die allerdings werden bei jeder Neueröffnung günstiger.

Platzierungsrabatt 100 %. Das ist nicht erst seit gestern Standard im Handel. Bei Neueröffnungen und natürlich auch bei jeder Art von Jubiläum. Die Wiedereröffnung der Damentoilette nach Renovierung ist da als Anlass zum Feiern ganz sicher nicht mehr allzu weit weg.

Und Klaas hat sicher Recht, wenn er sagt: „Das Schlimme dabei: Die Flächenproduktivität wird durch die vielen neuen Möbelpaläste nicht größer, im Gegenteil. Bedauerlicherweise geht das vor allem zu Lasten des Fachhandels. Und ich sehe da keine Trendwende.“

Und Klaas beklagt einmal mehr die geringe Rendite „seiner“ Möbelproduzenten: „… da werden die Hersteller gnadenlos ausgepresst. Das kann man aus Sicht der Verbraucher gut finden – wie bei Lebensmitteln habe ich in Deutschland die Gewissheit, hier kaufst Du am günstigsten Möbel ein. Aber für unsere Möbelhersteller ist diese Situation nicht gut.“

Ehrlicherweise räumt der Industrie-Funktionär aber auch ein, dass nicht alle Schieflagen deutscher Möbelhersteller der gnadenlos ausgespielten Handelsmacht geschuldet sind.

Klaas: „Viele Probleme sind der Marktsituation zuzuschreiben, aber der geschäftliche Erfolg hat in einer Marktwirtschaft natürlich auch immer etwas zu tun mit der unternehmerischen Qualifikation und Fortune.“ Es gebe auch Zuwächse und Erfolgsgeschichten in der Industrie.

Und so lautet das Fazit des VDM-Geschäftsführers nachvollziehbar: „Die Pleiten sind – so bitter das in jedem einzelnen Fall ist – Zeichen eines normalen Strukturwandels.“

Was das heißt? Immer mal wieder an die eigene Nase fassen, anstatt die Schuld fürs Scheitern überall zu suchen, nur nicht bei sich selbst.

Ihr Ralf Hartmann
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