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› Heute machen wir uns mal Gedanken …
23.01.2018 … über die „Zockerhölle“. Sie vermuten richtig. Es geht um die Steinhoff Aktie, deren Kurs seit Wochen von wild gewordenen Spekulanten rauf und wieder runter geprügelt wird. Auf Penny Stock Niveau. Rund sechs Wochen, nachdem Markus Jooste als CEO der Steinhoff International Holdings Ltd. wegen bilanzieller Unregelmäßigkeiten zurückgetreten ist, steht der nach IKEA weltweit zweitgrößte Möbelkonzern zwar immer noch im Fokus der Börsenberichterstattung. Es geht aber nur noch am Rand um die Frage, was da eigentlich passiert ist mit den Bilanzen von Steinhoff International.

Denn Hintergründe für das Desater sind weiter Mangelware. Dass der Absturz der Steinhoff Aktie Anfang Dezember letzten Jahres von über drei Euro auf um die 30 Cent den Börsenwert des Konzerns von über 20 Milliarden Euro auf 2 Milliarden geschrumpft hat, ist nur noch am Rand interessant für die Börsen-Experten.

Jetzt geht es nur noch um achterbahnmäßigen Kurssprünge, die den Börsenzockern satte Gewinne verheißen, die aber auch im Totalverlust enden können.

Das nimmt zuweilen kuriose Züge an. So hat beispielsweise das Handelsblatt ein Computerprogramm am Start, mittels dessen in immer gleichen Formulierungen das Börsengeschehen analysiert wird. Wenn eine Notierung steigt, heißt es gewöhnlich, „… freuen können sich die Anleger von …“, geht es abwärts, „… sorgen die Anteilsscheine für wenig Begeisterung“ oder so ähnlich.

Noch absurder kommen die jeweiligen Titelzeilen daher. Da wird eine Kursbewegung von 2, 3 Cent schon mal zum „Höhenflug“. Umgekehrt ist bei Verlusten dann vom „Sturzflug“ die Rede, „… fällt dramatisch ab“, oder schlichter, „…brach ein“.

Tatsächlich sind abrupte Kurssprünge, die prozentual immer etwas mehr hermachen, als in reinen Zahlen, aber auch der Tatsache zu verdanken, dass die Börsenzocker stückzahltechnisch brutal zuschlagen. So gingen beispielsweise am Montag, 08.01.2018, bei einem Kurs von 52 Cent schon mal über 10 Millionen Stück über den Tisch.

Recht anschaulich beschreibt im Gegensatz zum Handelsblatt das Online Portal 4investors.de die Berg- und Talfahrt des Steinhoff Papiers. Offenbar sind da noch lebendige Redakteure am Werk und kein nachlässig programmierter Schreibroboter.

Leseprobe vom 08.01.2018: „Kaum war die Information draußen, dass die EZB Steinhoffs Anleihen nicht mehr in ihrer Portfolioübersicht führt, da rauschte der Aktienkurs des Möbel- und Retailkonzerns heftig in den Keller. Hatte sich der Wert tagsüber noch vergeblich daran versucht, die neue charttechnische Barriere um 0,59/0,61 Euro zu überwinden, so raste der Steinhoff Aktienkurs binnen Minuten von 0,58 Euro auf 0,43 Euro in die Tiefe, um anschließend binnen Minuten wieder auf 0,53 Euro zu steigen - normal ist das nicht, eher völlig verrückt.“

Deswegen mahnen die Redakteure von 4investors.de, die sich börsentäglich mit dem Thema Steinhoff beschäftigen, auch zur Besonnenheit. Zitat: „Dass die jüngste Erholungsbewegung von 0,248 Euro auf 0,61 Euro noch längst nicht das Anzeichen der gelungenen Rettung von Steinhoff war, sondern eine reine technische Korrekturbewegung nach dem vorangegangenen Crash, sollte ohnehin klar sein.“

Investoren, heißt es weiter, sollten „auf entscheidende News warten“. Beispielsweise: „Wie groß sind die Bilanzlöcher wirklich? Wie gedenkt sich Steinhoff zu entschulden? Wie soll das operative Geschäft finanziert werden? Wie endet der Rechtsstreit mit einem ehemaligen Geschäftspartner um diverse europäische Aktivitäten?“

Fragen, so das Portal weiter, „auf die Antworten ausstehen, die aber für den Aktienkurs des Steinhoff-Konzerns über den Tag hinaus entscheidende Faktoren sein werden“. Denn eins sollte nicht vergessen werden: „Steinhoff bringt derzeit mehr als 2,2 Milliarden Euro an Börsenwert auf die Waage. Viel Luft in beide Richtungen also, je nachdem wie die Sanierung verläuft.“

Ich finde, das trifft die Sache im Kern und habe beschlossen, mich in Geduld zu üben.

Ihr Ralf Hartmann
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