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› In Sachen Möbelwerbung …
21.09.2019 … sollte man meinen, haben wir alles schon erlebt. Schweinebauch-Anzeigen in den 1980er Jahren, die miesesten Tricks, um Räumungsverkäufe zu inszenieren, auch wenn es nur um die Renovierung der Damentoilette im zweiten Stock ging, … … und schließlich, seit dem 25. Juli 2001 (Abschaffung des Rabattgesetzes) gnadenlose Rabattschlachten, weil den meisten Möbelhandels-Kollegen einfach nichts anderes einfallen will, womit sie Kunden in die Möbelhäuser locken könnten.

Ja, ich weiß, Florian Segmüller hat im Mai dieses Jahres mal die Bremse reingehauen und festgestellt, dass die ständigen Rabatt-Orgien nicht eben für Glaubwürdigkeit sorgen im Umgang mit den Möbelkunden.

Rabatte sollte es deshalb nicht mehr geben. Heraus kam eine „Radikale Preiskorrektur“ anstelle der Rabatte. Die sind seitdem auch verschwunden. Zumindest als Begriff in der Segmüller-Werbung. Geändert hat sich nichts. Denn der Segmüller-Preis, der seit Mai Maß aller Dinge ist, der Segmüller-Preis ist seitdem durchgestrichen. Die Rabatt-Prozente muss sich nun jeder selbst ausrechnen.
Aber um Möbel allein handelt es sich ganz aktuell gar nicht mehr beim Friedberger Möbel-Filialisten. Segmüller hat ein neues Geschäftsfeld aufgemacht: Reisevermittlung.

Nicht ganz neu und nicht wirklich originell. Bei jedem Lebensmittel-Discounter kann man schon seit langem Reisen jeder Art buchen. Aber im Möbelhandel ist das meiner Kenntnis nach eine Premiere.

„Lieber Herr Hartmann“, hieß es kürzlich in meinem e-mail Postfach, denn ich bin Newsletter Abonnent bei Segmüller und vielen anderen Möbelhändlern, „lieber Herr Hartmann“ schrieb mir also Florian S.: „Sie sehnen sich nach Urlaub? Das lässt sich einrichten! SEGMÜLLER möbelt ab sofort auch Ihre Reiseplanung auf.“

Städtereisen wie Dresden für 149,00 Euro pro Person. Ein Trip in die Steiermark kostet 159,00 Euro, aber es geht auch raus in die Welt: Shanghai-Peking-Dubai inkl. Flug und Frühstücksbuffet. Preis pro Person ab 1049,00 Euro.

„Wir bieten Ihnen eine tolle Auswahl an attraktiven Reiseangeboten. Stöbern Sie gleich durch unser Portfolio und entdecken Sie Ihr persönliches Traumreiseziel.“ Das empfiehlt mir „mein SEGMÜLLER Reiseteam“.

Aber Warum? Die Reisen kann man online buchen. Dazu muss man nicht ins Möbelhaus marschieren. Eine höhere Besucherfrequenz steht also nicht an.

Oder funktioniert es umgekehrt? „Schatz, mir gefällt hier ganz und gar nichts, lass uns stattdessen eine Reise buchen!“ So bliebe die Kundenkohle wenigstens auf andere Weise im Haus. Denn Segmüller bekommt ja sicher eine Vermittlungsprovision. Aber ob das den Kohl noch fett macht?

Früher galt die Autoindustrie als größter Feind der Möbelwirtschaft, dicht gefolgt von den Urlaubsanbietern, die den Kunden die Kohle aus der Tasche zogen, bevor sie in Möbel investieren konnten. Heute ist es Multimedia, das vom Möbelkauf ablenkt. Irgendwas ist immer.

Aber soll der Möbelhandel deswegen in jede beliebige Richtung diversifizieren? Soll er jedem Cent hinterherhecheln, der sonst außerhalb der Möbelpaläste den Besitzer wechseln könnte? Ich meine, nein. Das ist sicher nicht der Stein der Weisen. Dann doch lieber Cross- und Omni-Channel-Marketing, wie das auf Neudeutsch heißt.

Anlässlich der IFA, die Anfang September in Berlin absolviert wurde, gewann man einmal mehr den Eindruck, dass es nur noch um Smart Homes geht. Mit Alexa kommunizieren, dem Kühlschrank seine Sorgen anvertrauen, Einbrecher erschrecken, aus dem Urlaub - aus tausenden Kilometer Entfernung. Was für ein Spaß!

Aus meiner Sicht ist das weiterhin viel Lärm um wenig. Oder – und da wiederhole ich mich gerne – glauben Sie wirklich, dass beispielsweise ein Küchenkunde ins Fachgeschäft kommt und als erstes nach der Kamera im Kühlschrank fragt? Ich bin mir sicher, dass Nein! – Aber das kann sich natürlich auch mal ändern. Ich muss da allerdings nicht mehr unbedingt dabei sein.

Ihr Ralf Hartmann
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