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› Und zum Abschluss …
02.01.2020 … dieses ereignisreichen Möbeljahres lernen wir noch ein wenig dazu und beschäftigen uns mit dem schönen Wort Heuristik. In einem lesenswerten Beitrag des Journalisten Ralf Heimann zum Thema „Fehler im Journalismus“ auf dem Watchblog BILDblog („Kritisches über deutsche Medien seit 2004“) geht es um Fehlschlüsse, die Journalistinnen und Journalisten sehr häufig passieren, „weil sie oft in Situationen geraten, in denen sie wenig wissen, aber trotzdem irgendetwas sagen müssen“.

Da hören wir aufgeregten Branchenbeobachter, die immer und überall „Ich weiß was!“ rufen, um unbedingt die ersten zu sein, die angebliche Sensationen unters Möbelvolk streuen, natürlich die Nachtigall schon trapsen.

Und sollten aufmerksam weiterlesen. Denn, „wenn wichtige Informationen fehlen, um zu einer guten Einschätzung kommen zu können“, so Heimann, „müssen Menschen sich an etwas orientieren“. Die verschiedenen Techniken, mit denen sie versuchen, im Nebel Halt zu finden, nennt man dann: Heuristiken.

Und da bemühen wir am besten mal wieder Wikipedia: „Heuristik (altgr. εὑρίσκω heurísko ‚ich finde‘; von εὑρίσκειν heurískein ‚auffinden‘, ‚entdecken‘)“, heißt es da, „bezeichnet die Kunst, mit begrenztem Wissen (unvollständigen Informationen) und wenig Zeit dennoch zu wahrscheinlichen Aussagen oder praktikablen Lösungen zu kommen.“

Na und dafür gibt es in unserer allseits geschätzten Fachpresse-Welt gerade in jüngerer Zeit die schönsten Beispiele. So hat das Inside-Wohn-Markt-Magazin Anfang Dezember innerhalb von zwei Wochen allein online fünf Mal über die UNION berichtet. Aus gegebenem Anlass. Aber vielleicht doch ein wenig zu „intensiv“.

Die Anreißer: „Showdown in Ratingen“ (03.12.2019), „Verstärkung für Oberhausen“ (05.12.2019), „Erstmal vertagt“ (06.12.2019), „Kurz vor Heiligabend“ (10.12.2019) und „Vorschlag: Auflösung“ (17.12.2019).

Inhaltlich sind die Vorgänge bekannt. Aber spätestens ab „erstmal vertagt“ wurden nur noch Mutmaßungen vermeldet. Wir erinnern uns (siehe oben): „ … weil sie oft in Situationen geraten, in denen sie wenig wissen, aber trotzdem irgendetwas sagen müssen“.

Auch HartDran hat sich natürlich um Informationen bemüht. Und ein wenig spekuliert. Aber dann doch darauf verzichtet, alle paar Tage unter mehr oder weniger aufregenden Titelzeilen mitzuteilen, dass es nichts Neues gibt.

Aber weg von der Branchen-Journaille: „Es gibt noch eine Reihe weiterer Denkabkürzungen, mit denen Menschen sich behelfen, wenn sie schnell Entscheidungen treffen müssen“, schreibt Ralf Heimann zum Thema „Fehler im Journalismus“.

Da gebe es die Verfügbarkeitsheuristik. Und diese spiele im Journalismus an verschiedenen Stellen eine Rolle. Zitat: „Wenn Menschen nicht alle relevanten Faktoren kennen, um zu einer guten Entscheidung zu kommen, überlassen sie die Bewertung ihrer Erinnerung. Das führt dazu, dass sie besonders präsente Informationen bevorzugen — also all das, was ihnen sofort in den Sinn kommt.“

Das hat zur Folge: „Wenn Journalistinnen und Journalisten beispielsweise einen Experten suchen, der etwas zu einem Thema sagen kann, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass sie nicht den anrufen, der sich am besten auskennt, sondern den, der ihnen als Erstes einfällt.“

Außerdem beeinflussten Medien sich bei der Auswahl von Themen gegenseitig. Berichteten mehrere Redaktionen über etwas, komme schnell die Frage auf: „Warum haben wir das nicht?“ So gewinne die Verbreitung an Dynamik.

Gutes Beispiel hierfür die aktuelle Berichterstattung in der „seriösen“ Tages- und Wirtschaftspresse zu den Themen ROLLER, XXXLutz und dem „irre harten Wettbewerb“, in dem sich die Möbelbranche angeblich befindet.

Als „Experte“ hierfür hat sich in den letzten Wochen ein Uwe Krüger profiliert „Möbelexperte des Kölner Instituts für Handelsforschung“, der aktuell überall da zu Wort kommt, wo es um die Befindlichkeiten der Möbelwirtschaft geht.

Hintergrund: Krüger hat es geschafft, sich bei dpa und anderen Multiplikatoren als „Experte“ anzudienen. Und mit wohlfeilen Allgemeinplätzen wie „Der deutsche Möbelmarkt befindet sich in dünner Höhenluft, von kräftigen Sättigungstendenzen durchzogen …“ für aufmerksamkeitsstarke Schlagzeilen zu sorgen

Dass Uwe Krüger zusammen mit der IFH Köln und der Handelsberatung BBE zeitgleich eine aktuelle Studie „Branchenfokus Möbel“ veröffentlicht hat, die es jetzt zu verkaufen gilt, auch das steht in den einschlägigen Veröffentlichungen der letzten Tage und Wochen. Hat sich wohl irgendwie zufällig so ergeben. - Verfügbarkeitsheuristik. –

Auf ein Neues!

Ihr Ralf Hartmann
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