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02.02.2021 … heute mal ein Rückblick in die Anfänge des 21sten Jahrhunderts. Also möbeltechnisch. Die Älteren unter uns werden sich möglicherweise erinnern, dass Kurt Krieger, der jetzt mit rund 2,3 Milliarden Euro das Umsatzvolumen der BEGROS bereichert, schon einmal Mitglied der Oberhausener Elefantenherde war. „Aderlass bei der BEGROS“ lautete damals - am 13.12.2001 - die HartDran Titelzeile: „Höffner und Walther raus“. Wie das? Nun, damals sah die Möbelhandelslandschaft noch ganz anders aus, und die Verbände-Struktur sowieso.

Die Möbel-Filialisten Kurt Krieger und Gerhard Walther waren damals mit ihren Unternehmen beide noch Mitglieder der BEGROS Bedarfsgüter Großhandelsgesellschaft für Wohnung und Heim mbH mit Sitz in Oberhausen. Die BEGROS ihrerseits kam mit nur 12 Mitgliedsunternehmen auf ein Umsatzvolumen von stolzen neun Milliarden DM und war damit unangefochtene Nummer 1 unter den deutschen Möbel-Einkaufsverbänden.

Hintergrund der Trennung: Der expansiv aufgestellte Kurt Krieger schickte sich damals an, die Aktienmehrheit der Möbel Walther AG zu übernehmen und mit einem Umsatzvolumen von knapp 3 Milliarden DM so manchem Verbandskollegen standortmäßig in die Suppe zu spucken.

Krieger übrigens war damals umsatztechnisch nur zweiter Sieger hinter Möbel Walther. Möbel Höffner kam auf 1,2 Milliarden DM, Möbel Walther lag bei 1,5 Milliarden. Tendenz steigend.

Die BEGROS übrigens, die damals mit XXXLutz und porta Möbel zwei weitere – D-Mark – Umsatzmilliardäre in ihren Reihen hatte, machte sich nach der Trennung nicht allzu große Sorgen um Ihre Führungsrolle.

„Durch die expansive Standortpolitik der verbliebenen 10 BEGROS-Gesellschafter“, schrieb der damalige Geschäftsführer Robert Sachse in einer Stellungnahme, „rechnen wir in den kommenden Jahren mit Umsatzwachstum.“ Und erklärte: „In Kenntnis der Standortüberlegungen erscheint ein mittelfristiges Umsatzziel von 10 Milliarden DM realistisch.“

Es kam dann auch so ähnlich. Die verbliebenen BEGROS Mitglieder expandierten in der Folgezeit durch Übernahmen und Neugründungen und blieben trotz gebetsmühlenartig wiederholter Beerdigungs-Prophezeiungen der einschlägigen Fachpresse bis heute schlagkräftiger Marktteilnehmer im Reigen der verbliebenen Kooperationen im deutschen Möbelhandel.

Wenn auch mit zum Teil kuriosen Neuaufnahmen. Eines dieser Neu-Mitglieder ist die Opti Wohnwelt Föst GmbH & Co. KG, Niederlauer, die Anfang letzten Jahres im Paket aus der UNION zur BEGROS kamen.

Opti verblüfft seit längerem durch wahllos erscheinende Übernahmen einzelner Möbelhäuser und brachte es bis jetzt auf 17 Standorte und ein Umsatzvolumen von rund 150 Millionen Euro. Jüngster Coup ist nun die Übernahme von 20 Standorten der Tessner Gruppe - kartellrechtlich gefordert im Genehmigungsverfahren zum geplanten 50% Einstieg der XXXLutz Gruppe bei ROLLER/tejo`s/Schulenburg.

Ich will mich hier gar nicht beteiligen an den Verschwörungs-Vermutungen, was die Geldquelle der Opti Gesellschafter Michael und Oliver Föst angeht. So viel aber doch: Ein mittelständisches nicht übermäßig erfolgreiches Familienunternehmen erscheint schon ganz schön mutig, wenn es sich angesichts der ungewissen Folgen der zweiten Lockdown-Welle mal eben weitere 20 Standorte mit einigen 100 Beschäftigten ans Bein bindet.

Zusätzliche Miet- und Gehaltszahlungen in beträchtlicher Höhe angesichts völlig unklarer Umsatzerwartungen im Rahmen der längst noch nicht bewältigten Pandemie. Solche Risiken einzugehen, ist zumindest optimistisch.

„Wenn wir das Gefühl hätten, wir würden uns übernehmen, dann hätten wir es sicher nicht gemacht“, sagte Oliver Föst dem INSIDE Wohn Markt Magazin auf entsprechende Nachfragen. Warum er das Gefühl nicht hat, ließ er offen.

Ihr Ralf Hartmann
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