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› Wenn das Kind im Brunnen liegt …
01.07.2021 … dann kommen letzte Rettungsversuche meistens zu spät. Über die ungewöhnlichen Begleitumstände der Gutmann-Insolvenz (Exklusiv-Hauben Gutmann GmbH) haben wir in den letzten Ausgaben mehr oder weniger ausführlich berichtet. Zuletzt Ende April mit der Überschrift „Endgültiges Aus für Gutmann Hauben“.

Schon damals hatte Insolvenzverwalter Rechtsanwalt Holger Blümle mitgeteilt, dass das Unternehmen wegen diverser Versäumnisse der Geschäftsführung um den Inhaber Manuel Fernandez-Salgado nicht mehr zu halten sei.

Dass ist nun – vier Wochen später – auch der IG Metall Pforzheim aufgefallen, die in einer Pressemitteilung „massive Kritik an Geschäftsführung und Insolvenzverwaltung“ übt.

Alle bekannten Fakten, die zur aussichtslosen Situation des Pforzheimer Hauben-Spezialisten geführt haben werden von den Gewerkschaftern noch einmal nachgekaut und aufgelistet. „Schuldige“ öffentlich vorgeführt.

Auch die IG Metall ist der Ansicht, dass Gutmann Geschäftsführer Manuel Fernández gegenüber den Beschäftigten „völlig verantwortungslos“ gehandelt habe, „weil er zumindest hätte in Betracht ziehen müssen, dass die Arbeitsagentur kein weiteres Mal Insolvenzgeld zahlen wird“.

Das Thema ist zwar seit Wochen durch. Im Grunde ist alles gesagt. Aber ähnlich wie in der Politik, wo vorzugsweise FDP-Chef Christian Lindner in solch einer Situation festzustellen beliebt, „aber nicht von mir“. Ähnlich also wie Lindner ist auch der Sprecher der IG Metall Pforzheim, Arno Rastetter, der Meinung, ein Lebenszeichen von sich geben zu müssen.

Von „Fürsorgepflicht gegenüber den Beschäftigten“ ist die Rede von Versäumnissen, die „auch in strafrechtlicher Hinsicht“ beleuchtet werden müssten. Und ganz allgemein von einer Dreistigkeit, die er, Rastetter, „in seiner über 20jährigen Tätigkeit für die IG Metall Pforzheim und der Begleitung von rund 15 Insolvenzverfahren noch von keiner Geschäftsführung erlebt“ habe.

Alles gut und schön. Ähnlich habe auch ich mich vor einigen Wochen in einem Kommentar zu Gutmann geäußert, aber, warum die Gewerkschaft? Und warum erst jetzt?

Im Falle Gutmann lagen nach Einschätzung der IG Metall Pforzheim auf jeden Fall „sowohl Überschuldung als auch Zahlungsunfähigkeit“ vor. „So wurde seit Monaten keine Miete mehr für die Produktionsstätte bezahlt und Lohn- und Gehaltsansprüche blieben teilweise seit Januar 2021 unerfüllt“, schreibt Rastetter in seiner Stellungnahme.

Und drischt verbal auch gleich noch auf Insolvenzverwalter Holger Blümle ein. Dieser nämlich habe den Gutmann-Betriebsrat mit dem Abschluss des Interessenausgleichs und Sozialplan „regelrecht überfahren“. Im Übrigen sei auch Blümles Informationspolitik gegenüber Betriebsrat und IG Metall „mehr als spärlich“, so Rastetter weiter.

Denn zur Prüfung – von Interessenausgleich und Sozialplan - habe der Betriebsrat, „der in diesem Rechtsbereich über keinerlei Kenntnisse und Erfahrung verfügen kann“, gerade mal eine Woche Zeit gehabt, sich mit der Materie zu befassen.

In den abschließenden Verhandlungen habe die Insolvenzverwaltung dann einen derartigen Druck aufgebaut, dass der Betriebsrat am Ende eingeknickt sei und unterschrieben habe. Stellt sich die Frage, wo denn die Gewerkschaft war in dieser entscheidenden Phase.

Die mault jetzt nach, bejammert das „traurige Ende“ des „einstmals führenden Herstellers von Dunstabzugshauben Gutmann“ und signalisiert Kampfbereitschaft mit der Androhung:

„An der Frage, ob es seitens von Fernandes bereits Bestrebungen gäbe an andere Stelle weiter zu machen, wird die IG Metall daran bleiben, um Antworten zu finden.“ - „Ebenso an der Frage, ob und in welchem Umfang in der Insolvenz Gutmann strafrechtlich ermittelt werden muss.“

Schön, dass es die Gewerkschaft gibt! Wer sonst sollte für Ordnung sorgen? In solch schwierige Fällen?

Ihr Ralf Hartmann
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