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› Natürlich ist die Lage prekär …
11.04.2022 … aber müssen wir deswegen wirklich allüberall diese Betroffenheits-Prosa ertragen? Wenn es doch vielen letztendlich nur um die eigene – finanzielle – Befindlichkeit geht? Da wird beispielsweise im Inside Wohn-Markt-Magazin ausführlich der Mangel an Federholzleisten beklagt und die existenzielle Apokalypse mit dem Satz „versuchen Sie mal, ein Bett ohne Lattenrost zu verkaufen“ an die Wand gemalt. Aber geht es aktuell denn wirklich um Lattenroste?

Unser frisch gekürter neuer Landwirtschaftsminister Cem Özdemir hat das Problem in einem Spiegel Interview ganz treffend auf den Punkt gebracht, als er auf die Frage: „Sind wir liberalen Demokratien wirklich so schwach, wie Wladimir Putin das zu suggerieren versucht?“ Die Antwort gab: „Unsere Debatten müssen moralisch Bestand haben vor dem, was mit den Preisen passiert, anderswo geht es darum, ob man den nächsten Morgen erlebt.“

Korrekt. Aber nicht nur in der Ukraine. Versuchen Sie mal, zu recherchieren, wie oft am Tag in dieser schönen Welt ein Kind verhungert. Alle paar Sekunden. Jeden Tag! Lattenroste sind da eher weniger das Problem!
Jetzt geht es ja unter anderem auch um die Angst, dass der irre Russe Atombomben auf den Weg schickt. Wie absurd die Lage ist, beschreibt Spiegel-Redakteur Alexander Osang, in einem lesenswerten Bericht über eine – aktueller Ereignisse wegen – aus der Zeit gefallene Kunstaktion gegen Rüstungsexporte in Berlin.

Zwei Wochen später nämlich habe die Tagesschau die Anschaffung von amerikanischen Tarnkappenbombern „wie einen Erfolg“ gefeiert.

Zitat Osang: „Judith Rakers war ganz in Rot gekleidet. In ihrem Rücken hob eine F-35 ab. Rakers zitierte das deutsche Verteidigungsministerium. Ausschlaggebend sei, dass die F-35 am Markt verfügbar sei. Im anschließenden Bericht sah man einen glatzköpfigen Luftwaffengeneral in einschüchternd schwarzer Uniform und erfuhr, wie gut wir künftig amerikanische Atombomben ans Ziel bringen könnten.

Es gab zwei Wörter für unseren Auftrag: `nukleare Teilhabe´. Als ich den Irrsinn der Nachricht spürte, ging es bereits um Spritpreise an deutschen Tankstellen.“ - Alexander Osang endet mit dem Satz: „Hinter Judith Rakers sah man nun eine Zapfsäule.“

Stellt sich die Frage: Was ist mit den Lattenrosten?

Ihr Ralf Hartmann
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