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› „Wenn ein Lehrer-Ehepaar …
14.11.2022 … ins Möbelhaus kommt und sagt, wir wollen was ganz Besonderes, dann weiß ich, sie wollen hülsta.“ Johannes Grabinski, Möbelhändler in Regensburg und früher mal eine beliebte Adresse für „Querlieferungen“, also für exklusive Markenmöbel, die nicht überall zu haben waren, hat schon vor über 30 Jahren nicht allzu viel von hülsta gehalten. Hielt die neben Musterring bekannteste deutsche Möbelmarke für maßlos überschätzt. Aber hülsta, das war eben was ganz Besonderes – nicht nur bei Lehrer-Ehepaaren. Und ist es für viele bis heute geblieben.

Das lag am Marketing, an der Publikumswerbung, in die zu Zeiten 6 % vom Umsatz flossen. Am Millionenaufwand, mit dem lange Jahre Karl Hüls, der 2001 im Alter von 71 Jahren verstorbene Sohn von Firmengründer Alois Hüls gute Geschäfte gemacht hat.

Auch der Handel konnte sich über hülsta nicht beschweren. Die Möbelmarke galt als Umsatzgarant, als Publikumsliebling. Wenn auch nicht überall im Einzelhandel. Denn hülsta war vergleichbar. Was dazu führte, dass die Kunden die Möbelhändler gegeneinander ausspielen konnten.

hülsta-Modell xyz sah überall gleich aus. Und clevere Möbel-Marken-Käufer marschierten von einem Händler zum nächsten und legten die Rabattangebote der Mitbewerber vor.

Und heute? hülsta gehört schon länger nicht mehr den Nachkommen von Karl Hüls. Wurde im September 2019 vom Profi-Sanierer Dr. Thomas Knecht übernommen und befindet sich aktuell in einer „Transformationsphase“, die, so Knecht, „von den derzeitigen äußeren Rahmenbedingungen noch mal deutlich beschleunigt wird“.

Ein anderer Aufreger in Sachen Insolvenz ist in diesen Tagen die neuerliche Pleite des letzten großen deutschen Kaufhaus Konzerns Galeria Kaufhof.

Die Eckdaten sind bekannt: Der umstrittene österreichische Immobilien Milliardär René Benko hat mit der Übernahme und späteren Verschmelzung der Unternehmen Karstadt und Kaufhof mit den dazu gehörigen Immobilien viel Geld verdient und dem deutschen Steuerzahler im Lauf der letzten Jahre einen Haufen Geld aus dem Kreuz geleiert:

Der Warenhauskonzern habe im letzten Geschäftsjahr ein Minus von 622 Millionen Euro eingefahren, schreibt u.a. die Berliner Tageszeitung die „taz“. Und fügt hinzu: „Seit dem letzten Insolvenzverfahren 2021 hat Galeria in zwei Hilfsaktionen 680 Millionen Euro vom Wirtschaftsstabilisierungsfonds erhalten.“

Immer unter Hinweis auf die Rettung der Arbeitsplätze. Das Geld ist verpufft. Schon damals mussten trotz üppiger Zuwendungen 4.000 Arbeitsplätze gestrichen werden. Aktuell betreibt der Konzern noch 131 Warenhäuser in 97 deutschen Städten - mit 17.000 Beschäftigten.

Nun müsse „im Zuge des Schutzschirmverfahrens“ das Filialnetz „um mindestens ein Drittel reduziert werden" habe Galeria-Chef Miguel Müllenbach der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ gesagt. Schwacher Trost: Der neuerliche Geldbedarf, den Müllenbach noch Mitte Oktober auf über 200 Millionen Euro beziffert hat, liegt erst einmal auf Eis. Denn jetzt läuft ja das Schutzschirmverfahren.

Grundsätzlich bemängeln Kritiker dabei zurecht, dass die Rettungsschirme für Galeria Kaufhof längst für Wettbewerbsverzerrung gesorgt haben. So macht der üppig subventionierte Kaufhaus Konzern solchen Einzelhändlern das Leben schwer, die ohne staatliche Unterstützung auskommen müssen. Ganz besonders in den Innenstädten.

Der kranke Riese, der in den letzten Monaten allwöchentlich mit heftigen Rabatt-Prospekten die Preise kaputtgemacht hat, droht also, gesunde Mitbewerber mit in den Strudel zu ziehen, was letztendlich auch wieder Arbeitsplätze kosten würde.

Und überhaupt. Ist in Deutschland nicht ständig von Arbeitskräfte- (Fachkräfte-) Mangel die Rede? Bei einer durchaus verkraftbaren Arbeitslosenquote von aktuell 5,3 %?

Allzu schwierig sollte es für ein Großteil der 17.000 Galeria Mitarbeiter eigentlich nicht sein, einen neuen Job zu finden. In diesem Sinne: Zuversicht!

Ihr Ralf Hartmann
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