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04.07.2023 … im Sportteil der Süddeutschen Zeitung heißt seit langem schon Philipp Selldorf. Der versteht was von der Materie – Schwerpunkt Fußball – hat Hintergrundwissen und glänzt zuweilen mit Formulierungen, die einem das Herz erwärmen. Wieso komme ich auf Sport? Nun, im Nachgang zum wenig erbaulichen 0:1 unserer Fußball-Nationalmannschaft also zum „Freundschaftsspiel“ in Warschau brachte Philipp Selldorf unter der Titelzeile „Mit Onkel Rudi, aber ohne gute Laune“ den Terminus „Negativbrille“ in die Debatte ein.

Ein Wort, so Selldorf, „das sich beim ersten Hören automatisch als Schlüssel für das Verständnis der deutschen Sozialpsychologie anbietet“. Und gleich einreihen lässt „ins landestypische Vokabular von Volkswagen und Bockwurst bis Waldsterben“.

Letzterem, so der Fußballexperte Selldorf weiter, stehe „Negativbrille“ recht nahe: „Setzt man sie ab, sieht man immer noch grüne Wälder. Setzt man sie auf, sieht man überall kranke Bäume.“

Aber zurück zum Fußball, zu den „kranken Bäumen“ - und zu Philipp Selldorfs Analyse vom Länderspiel in Warschau. Zitat: „Mit den skeptischen Gläsern auf der Nase sieht man ausschließlich die 0:1 Niederlage gegen eine begrenzt begabte, beileibe nicht über ihre Verhältnisse spielende polnische Auswahl.“ Ferner habe man gesehen, „dass der Trainer wieder allerlei Personal ausprobiert und wieder nicht die beste Elf aufgestellt hat“.

„Aber wenn man die Negativbrille abnimmt“, zitiert Selldorf den Inter Mailand Linksaußen Robin Gosens, „dann sieht man eine gute zweite Halbzeit von uns.“ – So viel zu dem.

Wer in diesen Tagen den Begriff „kika/Leiner“ googelt, der wird überschüttet mit immer gleichen Titelzeilen und Berichten. Das Thema geht weit hinein in die Politik. Wir haben uns im aktuellen Heft (HartDran 481) ausgiebig mit dem gescheiterten Austria Filialisten beschäftigt und wesentliche Aspekte auf den Seiten 1,8,9 und 10 zusammengefasst.

Ebenfalls Wellen, wenn auch nicht ganz so hohe wie in Österreich, schlägt in Ostwestfalen das „Störmer Rätsel“. Störmer Küchen in Rödinghausen steht seit Wochen im Fokus der Berichterstattung und nun auch im Fokus der Justiz.

Küchenhersteller in der Krise: "Riesensauerei und ein unhaltbarer Zustand", schrieb Florian Weyand zuletzt am 16.06.2023 in der Neuen Westfälischen. Die finanzielle Not der Belegschaft werde immer größer. Seit März stehe die Produktion still: „Wurden im April noch Löhne und Gehälter bezahlt, stehen die Gelder für den Monat Mai aus.“ Dagegen wehre sich nun der Betriebsrat gemeinsam mit der Gewerkschaft IG Metall.

Zudem habe Rechtsanwalt Klaus Pahde aus Herford im Auftrag des Betriebsrates Strafanzeige wegen Insolvenzverschleppung gegen den Vorstandsvorsitzenden von Störmer, Michael Cox, gestellt. Betriebsrat und Gewerkschaft seien der Meinung, dass die Geschäftsführung aufgrund von Zahlungsunfähigkeit längst einen Insolvenzantrag hätte stellen müssen.

Der zuständige Gewerkschaftssekretär Peter Kleint befürchte, so die NW weiter, „dass die Störmer-Mitarbeiter in einen `entgeltlosen Zeitraum´ reinrutschen können“. Auf der einen Seite bekomme die Belegschaft derzeit keine Löhne und Gehälter vom Unternehmen ausgezahlt, auf der anderen Seite hätten die Mitarbeiter auch kein Anrecht auf Insolvenzgeld - denn es liege „rein rechtlich keine Insolvenz“ vor.

Drei Tage später meldet die Zeitung, nun sei auch der Strom abgestellt in Rödinghausen, die Mülltonnen würden nicht mehr geleert und alles ginge den Bach runter.
Und Rechtsanwalt Klaus Pahde aus Herford habe berichtet, die Beschäftigten hätten ihre schriftlichen Lohn- und Gehaltsabrechnungen für den Monat Mai bekommen. Aber kein Geld. Möglicherweise habe der Arbeitgeber vorgegaukelt, „dass er die Beiträge an den Sozialversicherungsträger abgeführt hat", so Pahde.

Fazit der Neuen Westfälischen: „Das könne den Straftatbestand der Veruntreuung von Sozialversicherungsbeiträgen erfüllen, ergänzt der Jurist. Denn wenn man als Unternehmen die Gehälter und Löhne nicht zahlen könne, dürfe man auch keine Abrechnungen verteilen. Gemeinsam mit den verbliebenen Störmer-Beschäftigten wolle man jetzt überlegen, entsprechende Strafanträge bei der Polizei zu stellen.“ - Auch die Störmer Story ist wohl noch lange nicht auserzählt.

Ihr Ralf Hartmann
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