Hartdran-Logo
› Natürlich ist es etwas unglücklich …
18.09.2023 … wenn ein Unternehmen die größte Investition der Firmengeschichte feiert und zeitgleich verkündet, dass die über 700 Beschäftigten „freiwillig“ auf Geld verzichten müssen und bis auf weiteres am Freitag zu Hause bleiben dürfen. Dr. Georg Emprechtinger, dem geschäftsführenden Inhaber des „Premium-Naturholzmöbelherstellers TEAM 7“ ist das Ende August widerfahren. Parallel zur Eröffnung seines Leuchtturm-Projekts, der neuen Firmenzentrale (TEAM 7 Welt) am Stammsitz Ried im Innkreis gab es auch weniger positive Neuigkeiten zu berichten.

Aber zunächst das Positive. Zitat: „Die international erfolgreiche Marke TEAM 7 bringt mit Premiummöbeln aus edlen Naturhölzern den Naturgedanken in eine moderne Formensprache. […] Das spiegelt der Neubau der Firmenzentrale in Ried im Innkreis eindrucksvoll wider: Die TEAM 7 Welt und die neue Energiezentrale vereinen ökologische Bauweise mit regenerativen Energien für Möbel mit einzigartiger Ästhetik.“

Als Spielverderber präsentierte sich zeitgleich zu der Eröffnungsparty – Zufall oder nicht – Die Wiener Kronenzeitung, die am 26.08.2023 mit der Titelzeile: „Möbelhersteller: Mitarbeiter verzichten auf Gehalt“ die Feierlichkeiten konterkarierte.

Textprobe: „Die 700 Team-7-Mitarbeiter verzichten bis Ende September auf Arbeitszeit und Gehalt. Gestern, Freitag, stand die Produktion deshalb zum ersten Mal im laufenden Betrieb still. Die aktuelle Absatzkrise fällt genau mit der Eröffnung der neuen Zentrale in Ried im Innkreis zusammen.“

„Wir haben versucht, das zu vermeiden, aber der Ergebniseinbruch ist zu groß“, lässt sich dazu Georg Emprechtinger zitieren. Und weiter: „Es fühlt sich gar nicht gut an, so ein Generationen- und Zukunftsprojekt zu eröffnen und gleichzeitig haben wir eine relativ schlechte Beschäftigungssituation - das passt nicht gut zusammen.“

Noch im Jahr 2022 hatte TEAM 7 „trotz schwieriger Rahmenbedingungen“ und eines „instabilen konjunkturellen Umfelds“ einen Umsatz von 118 Millionen Euro vermeldet und damit einen Zugewinn von 10,3 Prozent erwirtschaftet.

Soviel zum Timing in Österreich. Bei uns in Deutschland läuft natürlich auch einiges quer. So hat VME-Mitglied Bernd Spilger der Branche einen Bärendienst erwiesen.

Denn die Insolvenz seiner Wohn-Center Spilger GmbH & Co. KG mit Sitz in Obernburg bringt einmal mehr das Thema Anzahlungen auf den Tisch und bringt den Möbel-Einzelhandel insgesamt mal wieder in Verruf. Es geht um Kundengelder, die verloren sind.

So hat beispielsweise die Main Post ein paar spektakuläre Fälle von betroffenen Spilger Kunden dokumentiert. „Möbel nur gegen Nachzahlung“, lautet das Problem, über das die Zeitung schon im Juli berichtet hat.

„Geschäftsführung, Sachwalter und Gläubiger haben eine Lösung gefunden, wie das insolvente Möbelhaus Spilger […] die Auslieferungen wieder aufnehmen kann“ schreibt die Zeitung. Den Kunden bliebe demnach der Totalverlust ihrer Anzahlung erspart, wenn sie auf die Restzahlung für bestellte Möbel noch einmal 50 Prozent der Anzahlung drauflegen.

Konkretes Beispiel: „Eine Kundin hat einen Fernsehsessel für 2.500 Euro bestellt und 1.200 Euro anbezahlt. Für die Auslieferung muss sie zur Restzahlung von 1.300 Euro nochmals die Hälfte der Anzahlung, also 600 Euro, drauflegen. Der Sessel kostet sie damit statt 2.500 Euro am Ende 3.100 Euro.“

Ärgerlich, aber noch einigermaßen verkraftbar. Dicker kommt es für andere Spilger-Kunden, die beispielsweise eine Küche bestellt und angezahlt haben. Da bewegen sich die Zuzahlungen durchaus auch mal im fünfstelligen Bereich. Alternative: die ebenfalls fünfstellige Anzahlung ist weg.

Und so betrifft das Thema mal wieder den gesamten Möbeleinzelhandel, da die Verbraucherzentralen einmal mehr davon abraten, hohe Anzahlungen zu leisten, bevor die bestellten Möbel geliefert sind.

„Denn wenn ein Möbelhaus Insolvenz anmeldet, riskieren Kunden, dass Ihre Anzahlungen weg sind.“ – Deshalb lautet die Empfehlung: „Verlangt ein Händler eine Anzahlung, sollten Kunden mit dem Wechsel zur Konkurrenz drohen. Bekomme man die Möbel dort nicht, sollten sie höchstens bis zu zehn Prozent anzahlen.“ – Schwere Zeiten!

Ihr Ralf Hartmann
Anzeigen
mehr...
mehr...
mehr...
mehr...
medienPARK-Homepage