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› Kritisch vorab besprochen …
27.10.2023 … hat die Redaktion des INSIDE-Wohn-Markt-Magazins in ihrer Ausgabe vom 13.10.2023 das Thema Preissenkungen bei IKEA. „Wir hatten intern Diskussionen, ob wir die Ikea-Preissenkungen wirklich auf den Titel heben sollten“, schreibt „Outsiderin“ Eva Ernst. „Wir haben uns letztlich dafür entschieden, wohl wissend, dass niedrigere Preise zu diesem Zeitpunkt keinem in der Branche guttun.“

Tatsächlich befürchten die „Outsider“ vom INSIDE, unter der bemerkenswert originellen Titelzeile „Aufdringlich erschwinglich“ (Respekt!), dass nun „rund um den Globus ein Thema losgetreten“ werde, „das die Branche brauchen kann wie einen Kropf: Preissenkungen“.

Sicher richtig. Tatsächlich hält sich der Preisrutsch bei den Schweden aber durchaus in Grenzen. Bewegt sich überwiegend im niedrigen einstelligen Bereich. Insgesamt 5.112 IKEA Produkte werden nach Angaben des Unternehmens im IKEA Online Shop preisreduziert angeboten.

Beispiel aus dem vierstelligen Preisbereich: Boxspringbett DUNVIK: Vorher 1.869,00 Euro, neuer Preis: 1.809,00. Preisrutsch: sensationelle 3,2 %. Kein Ausrutscher, sondern mehr oder weniger Standard bei den höherpreisigen Produkten.

Satte Rabatte gibt es eher bei den Kleinteilen. Bei Tassen, Kissenbezügen, Krims und Krams. Ein Beispiel für alle: Der Kissenbezug SWARTPOPPEL: runtergesetzt von 5,99 Euro auf 4,99! Das entspricht einem Rabatt von knapp 17 Prozent. Nachlass: ein Euro! Da bleibt die Kirche doch tatsächlich im Dorf.

Zumal, die Preissteigerungen bei IKEA vor, während oder nach Pandemie, Ukraine, Konsumflaute usw. durchaus Bestand haben. Individuelles Beispiel: Drehstuhl SKRUSTRA, den ich selbst letzten Herbst für 99,00 Euro erworben habe. In der IKEA-Dependance meines Vertrauens, München Brunnthal.

Bei meinem letzten Orientierungsbesuch vor zwei Wochen – ich bin regelmäßig im schwedischen Möbel-Wunder-Land unterwegs – konnte ich feststellen: 30 Dukaten gespart! Denn aktuell kostet SKRUSTRA 129,00 Euro. Es gibt Dutzende ähnlich gelagerte Beispiele. 3% Nachlass im vierstelligen Preisbereich gegenüber 30% Aufschlag da, wo es sich lohnt. Bei den Bestsellern.

30% Aufschlag gibt es übrigens auch bei gut laufenden Produkten im Klein-Teil-Bereich. Beispiel: Teekanne RIKLIG. Das beliebte Modell kostet seit ewigen Zeiten wohlfeile 9,99 Euro. Kurzer Check vor zwei Wochen in der IKEA-Markthalle: Der Preis ist gleichgeblieben. Aber die Kanne ist geschrumpft. Von 1,5 Liter Volumen auf 0,6 Liter. Das 1,5 Liter Modell kostet neuerdings 12,99 Euro. Preisaufschlag? Na bitte! Wo also ist das Problem? An einer solchen Preisgestaltung geht kein Mitbewerber zu Grunde. Und auch kein Hersteller.

Was mich nicht erst seit gestern viel mehr stört an den Schweden ist die Litanei von „wir sind die Guten!“ (siehe Seite 15 in dieser Ausgabe). Es klingt immer gleich. Textprobe: IKEA agiert ausschließlich, „um die Träume und Bedürfnisse der Menschen im Leben zu Hause zu erfüllen“. Oder, IKEA bleibt der Vision treu, „einen besseren Alltag für die vielen Menschen zu schaffen“. Oder, „die Erfüllung der Bedürfnisse und Träume der Menschen wird für immer unser Ziel sein“. Oder, „… mit dem Ziel, unsere Vision zu verwirklichen und ein echter Partner im Leben zu Hause zu sein“.

Aussagen, die angesichts ihrer ständigen Wiederholungen das Zeug zum Fremdschämen haben. Will IKEA denn wirklich gar kein Geld verdienen? Was ist mit den Träumen und Bedürfnissen der 450 vor die Tür gesetzten Maja-Mitarbeiter (Seite 1)? Wer soll jetzt „einen besseren Alltag für die vielen Menschen schaffen“, die – wegen IKEA! – demnächst keinen Job mehr haben?

„Wer geht noch entspannt zu Ikea?“ fragte die Wochenzeitung „Die Zeit“ am 13.09.2023 in einem Bericht zur Lage der Möbelbranche. Erwähnte auch die Situation bei Maja und ließ „den Geschäftsführer einer der größten Möbelfabriken in Polen“ zu Wort kommen, „der namentlich nicht genannt werden möchte, weil er ebenfalls Ikea und andere große Möbelhäuser beliefert“. Zitat:

„Die Händler würden inzwischen versuchen, bei der Industrie niedrigere Preise zu erzwingen. Ikea gehe dabei besonders hart vor. Der Konzern schreibe inzwischen nur noch die Produktion bestimmter Möbelstücke aus. Wer das billigste Angebot einreicht, gewinnt. „Ikea schließt mit uns Herstellern keine langlaufenden Lieferverträge über zwei oder drei Jahre ab", sagt der Möbelunternehmer. „Sondern für jede Bestellung werden neue Konditionen verhandelt.“ Zitat Ende.

Die IKEA-Vision, „ein echter Partner im Leben zu Hause zu sein“, scheint also wohl doch nicht auf alle IKEA Partner zuzutreffen.

Ihr Ralf Hartmann
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