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› Mit Dieter Hilpert …
03.04.2024 … ist mir nicht nur ein langjähriger Weggefährte aus der Möbelbranche abhandengekommen, sein ebenso plötzlicher wie überraschender Tod trifft mich auch persönlich hart. Hilpert und ich, wir waren oft gemeinsam unterwegs. Seit ca. 35 Jahren, als ich den damaligen Schieder Möbel Import-Chef erstmals gefragt habe, wie das denn so läuft in Osteuropa und ob ich da nicht mal dabei sein könnte. „Wenn Sie die Klappe halten“, lautete die Antwort, „können wir das gerne mal versuchen.

Unsere erste gemeinsame Reise ging nach Polen. Damals noch kein Ziel für Touristen. Ohne Mobilfunk und natürlich ohne Internet. Kaum warst Du über die Grenze, warst Du abgeschnitten von der westlichen Welt. Und ganz ungefährlich war es auch nicht.

Es gab beispielsweise als Polizisten getarnte Wegelagerer, die einfach so mal Autos anhielten, um die Insassen auszurauben. In diesem Fall, lautete damals die Devise, Gas geben und die nächste „echte“ Polizeistation ansteuern. Wenn sie einem bis dahin folgten, waren sie auch echt.

Natürlich ist uns gleich auf der ersten Reise das Auto aufgebrochen worden – ein roter recht auffälliger Schieder-Mercedes – normalerweise parkte man damals auf dem Fabrikgelände eines Lieferanten – bewacht, eingezäunt, unüberwindlich. Blöderweise haben wir die erste Nacht privat beim Hilpert Agenten vor Ort übernachtet. - Das Radio war weg.

Der Taxifahrer, der uns nach einem auswärtigen Abendessen „nach Hause“ fuhr, muss wohl einem Kumpel einen Tipp gegeben haben, dass da ein lohnendes Objekt im Vorort von Poznan stand.

Wir waren im Lauf der Zeit dann sicher 20 mal auf Polenreise – richtig gefährlich war es aber nie. Eher abenteuerlich, Und tatsächlich durfte ich bei allen Verhandlungen dabeibleiben. Man lernt da sehr viel über das Importgeschäft, auch wenn man die Informationen nicht unmittelbar „verwerten“ kann. Dass ich als Journalist unterwegs war, haben wir unseren jeweiligen Verhandlungspartnern aber ohnehin gar nicht erst auf die Nase gebunden.

Auch nicht auf meiner ersten Rumänien-Tour mit Dieter Hilpert, wo wir – Staatspräsident Nicolae Ceaușescu hatte erst kurz zuvor unfreiwillig das Zeitliche gesegnet – mit einem echten Holzminister am Verhandlungstisch saßen. Rumänien war damals noch ein wenig schwieriger als andere osteuropäische Staaten.

Durchaus auch aus praktischen Gründen. Es empfahl sich nicht, nach Einbruch der Dunkelheit unterwegs zu sein. Einmal wegen der unglaublichen Schlaglöcher auf den meisten Straßen, vor allem aber wegen der unbeleuchteten Einspänner, die einem unverhofft in die Quere kommen konnten. Einspänner dienten damals durchaus auch mal als Sargtransporter – Dracula unterwegs.

Apropos Vampire. Vor meiner ersten Rumänienreise, Anfang der 1990er Jahre, habe ich Dieter Hilperts langjährige Sekretärin Christel Hucke gefragt, was ich denn auf jeden Fall im Koffer haben sollte. Dachte dabei an Knoblauch, Kruzifix und eventuell einen spitzen Holzpflock.

Die Antwort war ernüchternd: Sagrotan-Spray, Glühbirne, Leinenschlafsack. Zwei Dinge, die aus hygienischen Gründen von Nutzen waren, aber Glühbirnen? Tatsächlich war damals vor allem in ländlichen Gegenden in Rumänien auch im ersten Haus am Platz normal: kein Licht im Zimmer. Glühbirnen galten als Sammel-Objekte. Also, die eigene Birne einschrauben und bei Abreise wieder mitnehmen.

Dieter Hilpert hat das alles mit der Routine des weitgereisten Osteuropa-Experten geregelt. Nur einmal habe ich ihn leicht Schwitzen sehen. Wir waren bei der Einreise dank guter Beziehungen ohne Passkontrolle ins Land gekommen. Hatten also keine Einreise-Stempel im Pass. Waren also offiziell gar nicht im Land.

Deswegen wollten uns die grimmig schauenden mit Maschinenpistolen bewaffneten Grenzwächter am Flughafen auch nicht wieder rauslassen. Irgendwie haben wir es aber dann doch geschafft.

Es waren schöne und interessante Reisen mit Dieter Hilpert, und wir waren im Laufe der Zeit ein gut eingespieltes Team. Es gäbe noch viel zu erzählen, und wir hatten noch einiges vor. Aber nun ist es leider vorbei. – Du wirst mir fehlen Dieter! Mach`s gut da oben.

Ralf Hartmann
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