Hartdran-Logo
› Jetzt mal kurz innehalten!
23.10.2025 Es geht um 1.400 Arbeitsplätze, die innerhalb der nächsten zwei, drei Jahre abgebaut werden sollen. Es geht um zwei eher mittelgroße Standorte der BSH Hausgeräte GmbH am Standort Deutschland. Die „Katastrophe“ ist also überschaubar, so bitter das für den einzelnen Betroffenen auch sein mag. Aber in der Berichterstattung geht in schönster „Alice Weidl-Untergangs-Rhetorik“ gleich wieder die Post ab. Natürlich auch, weil BSH – ähnlich wie Miele vor knapp zwei Jahren, als es um einen Teilbereich der Waschmaschinenproduktion im Werk Gütersloh ging – eben schlagzeilenträchtiger ist, als irgendein weniger bekannter Arbeitsplatz-Einsparer.

Es geht also wieder mal ab in den Titelzeilen mit der Katastrophen-Lyrik: Ein „Deutliches Warnzeichen“ sieht das Webportal msn. Einen „Blitzeinschlag am Freitagnachmittag in München“ hat die Möbelkultur registriert. „Sorgen und Unsicherheit“ beklagt der Merkur und den „nächsten Paukenschlag“ beschreiben die Badischen Neuesten Nachrichten.

Einfacher macht es sich der AfD-nahe Deutschland Kurier mit der Analyse: „Herde, Waschmaschinen und Dunstabzüge sollen künftig aus anderen europäischen Werken kommen. Mit anderen Worten: Die Produktion in Deutschland ist wegen der horrenden Energiekosten zu teuer!“ So naheliegend kann Berichterstattung sein.

Natürlich hat sich auch die Gewerkschaft kämpferisch zu Wort gemeldet: Die Belegschaft sei überrascht und geschockt meldet die IG Metall Oranienburg und Potsdam laut Bayerischem Rundfunk (BR). Man befinde sich seit einem halben Jahr in Tarifverhandlungen mit der BSH und man habe gewusst, dass die wirtschaftliche Lage schwierig sei. Aber nichts habe darauf hingedeutet, dass so ein drastischer Schritt – eine Schließung – im Raum stehe. Dies werde man auch nicht einfach hinnehmen, die Mitarbeiter seien entschlossen für den Standort in Nauen zu kämpfen.

Ähnlich die Reaktionen in Bretten, wo die Menschen verunsichert und verärgert seien. „Sie forderten zu Recht eine Zukunft für den Standort und ihre Arbeitsplätze, und nicht nur Arbeitsplatzvernichtung zu Gunsten der Rendite im Bosch-Konzern“, zitiert der BR aus einer schriftlichen Stellungnahme. Pflichtgemäßes Wortgeklingel aus der IG Metall-Rhetorik-Kiste - meine ich.

Denn, so Kristian Kipcic-Suta, Betriebsratsvorsitzender von Neff in Bretten: Ob es alternative Konzepte gebe, wisse man nicht. Aber: „Wir fordern Transparenz und echte Mitbestimmung – nicht vor vollendete Tatsachen gestellt zu werden." Was soll´s?

Natürlich mache ich mich hier nicht lustig über Menschen, deren Existenz auf der Kippe stehen könnte. Aber die stehen ja nicht morgen alle vor den Werkstoren und müssen ab sofort ihren Hunger in der Tafel stillen.

„Die zuständigen Arbeitnehmervertretungen wurden informiert. Es sollen so schnell wie möglich Gespräche mit dem Ziel aufgenommen werden, sozialverträgliche Lösungen zu finden.“ Und da gibt es durchaus Perspektiven für Fachkräfte, die sich in zwei, drei Jahren neu orientieren müssen.

Aber Arbeit, das ist ja nicht nur bei uns in Deutschland ein zweifelhafter Begriff. Ein notwendiges Übel. „Wir leben nicht, um zu arbeiten, wir arbeiten um zu leben!“ Ich weiß, ein Fall für`s Phrasenschwein!

Aber was bedeutet dann eigentlich die vielbeschworene „Work Life Balance“? Heißt das, nur der lebt, der gerade nicht arbeitet? Ist Arbeit also die Zeit, in der unser Leben abgeschaltet ist? Gibt es niemanden, der auch während der Arbeitszeit das Gefühl hat auf der Welt zu sein?

Dann bleibt nur eins: das bedingungslose Grundeinkommen. Aber wer sorgt dann für unser Leben? – Nur Spaß!

Ihr Ralf Hartmann
Anzeigen
mehr...
mehr...
mehr...
mehr...
mehr...
mehr...
medienPARK-Homepage