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› Der BASF Skandal weitet sich aus
12.10.2017 Erste verunreinigte Matratzen im Handel und beim Endverbraucher – Produktionsstopp bei Matratzen- und Polstermöbelherstellern Die erste Warnung kam bereits letzte Woche, 07.10.2017 um 16:00. Da berichtete der Fachverband Matratzenindustrie e. V. mit Sitz in Essen von ersten Hinweisen auf einen unerfreulichen Zwischenfall bei der Herstellung von TDI bei BASF.

Toluylendiisocyanat (TDI) ist ein Vorprodukt bei der Matratzenherstellung. Und da ist es zwischen dem 25.08. und 29.09.2017 bei BASF in Ludwigshafen bei der Herstellung zu erhöhten Konzentrationen an Dichlorbenzolen (DCB) gekommen. Dichlorbenzole sind in hohem Maße umweltbelastend und gelten als gesundheitsschädlich.

Das Problem: Auch fünf Tage nachdem der Unfall in der Produktion bekannt wurde, ist noch immer nicht klar, welche und wie viele der betroffenen Produkte (Matratzen, Autositze aber auch Polstermöbel) bereits im Handel oder beim Endverbraucher gelandet sind.

Die gute Nachricht: Laut BASF sind 7.500 Tonnen TDI betroffen, von denen aber zwei Drittel, also 5.000 Tonnen noch gar nicht weiterverarbeitet wurden. Die schlechte: Der Rest könnte zumindest teilweise in Produkten stecken, die bereits beim Endverbraucher gelandet sind.

Der Matratzenverband am 10.10.2017: „Einige Unternehmen haben die Matratzenproduktion eingestellt oder erheblich gedrosselt. Auslieferungen an Kunden wurden ebenfalls gestoppt.“

Das Schlimme: Erst am späten Nachmittag des 10. Oktober 2017 habe den Verband per Mail eine erste Stellungnahme der BASF zur TDI- Produktion erreicht, in der von einer „deutlich erhöhte Konzentration an Dichlorbenzol“ die Rede ist. Es sei bestätigt worden, dass Dichlorbenzol Haut, Atemwege und Augen reizen kann und unter dem Verdacht steht Krebs zu verursachen.

Für bereits weiterverarbeitete Produktmengen empfehle BASF seinen Kunden als Vorsichtsmaßnahme, Tests durchzuführen, um sicherzustellen, dass die relevanten Grenzwerte der verschiedenen Industrien eingehalten werden.

Schwierig genug, denn, so der Verband: „Ohne die Sachkompetenz der chemischen Industrie können wir keine qualifizierte Risikoeinschätzung vornehmen.“ Und: „Das Schreiben der BASF enthielt keine Empfehlungen an uns Hersteller von Matratzen, was deren Handhabung betrifft, sofern die Rohmaterialien aus dem Produktionszeitraum stammen.“

Am heutigen Donnerstag kamen dann „erste teilweise beruhigende Nachrichten der BASF“ aber es bleibe „ein Skandal ohne Ende“. Denn leider sei eine Bewertung des sich ergebenden Risikos laut BASF „nur im Rahmen der spezifischen Anwendung möglich“.

Die Matratzenhersteller hängen informationstechnisch also noch immer in der Luft. Die Konsequenz: Dunlopillo beispielsweise ruft alle in den letzten Tagen ausgelieferten Matratzen zurück. Auch Recticel hat reagiert.

Und der österreichische Polstermöbel- und Bettenproduzent ADA hat die Produktion gleich ganz gestoppt. So zitiert „Die Presse“ ADA Boss Gerhard Vorraber mit der Feststellung: Erst wenn geklärt sei, dass keine Gefahr für die Mitarbeiter besteht, solle mit „sauberem“ Schaumstoff weitergearbeitet werden. Neben 500 Mitarbeitern in Anger seien auch einzelne Abteilungen in zwei ausländischen Niederlassungen der ADA betroffen.

Heute Vormittag meldete sich schließlich auch der oberfränkische Polstermöbelproduzent W.Schillig zu Wort und schreibt: „Ob oder in welchem Umfang die Produkte von W.SCHILLIG betroffen sind, ist mangels Informationen von den Schaumproduzenten, die den Grundstoff einsetzen, zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht abzusehen.“

W.SCHILLIG stehe aber im engen Kontakt mit seinen Schaumstofflieferanten, „die unter Hochdruck die notwendigen Prüfungen durchführen“. Auch eigene Test seien in Zusammenarbeit mit der DGM in Auftrag gegeben worden. Die Ergebnisse lägen aber noch nicht vor. Die Kunden seien bereits informiert und würden über die Fortschritte bei der Aufarbeitung des Vorfalls auf dem Laufenden gehalten.
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