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› Das „Imperium“ schlägt zurück
11.11.2017 Nach etlichen Attacken gegen die Steinhoff-Gruppe in der in- und ausländischen Presselandschaft, über deren Herkunft sich Branchenkenner durchaus einig sind, hat jetzt die österreichische Zeitung „Die Presse“ eine verblüffende neue Hintergrund-Variante zum Streit Dr. Andreas Seifert (XXXLutz) gegen Markus Jooste (Steinhoff International) aufgemacht. Mit durchaus erstaunlichen Details zur Entstehungsgeschichte des Konflikts. „Im Möbelhandel fliegen die Fetzen“ lautet die Titelzeile im aktuellen Bericht der „Presse“ und im Anreißer heißt es:

„XXXLutz-Boss Andreas Seifert kämpft juristisch gegen die Kika-/Leiner-Mutter Steinhoff. Welch Sinneswandel: Vor wenigen Jahren hatte er noch vor, zum Konkurrenten zu wechseln.“

Ein Blick hinter die Kulissen, so die „Presse“-Autorin Hanna Kordik, offenbare einen Bruderzwist in der Familie der XXXLutz-Eigentümer. „Ein Zwist, bei dem Steinhoff zwischen die Fronten geraten sein dürfte.“

Und das kam so: Die Vorgeschichte habe bereits im Jahr 2006 begonnen, „als Steinhoff-Chef Jooste und Andreas Seifert einander bei der Fußball-WM in Deutschland kennenlernten“. Gut möglich, so Kordik weiter, „dass Seifert in der Begegnung eine einmalige Gelegenheit sah, sich von seinem Bruder und `Clan-Chef´, Richard Seifert, zu emanzipieren“. Jedenfalls habe er die Chance gesehen, sich beruflich weiterzuentwickeln.

Und so sei es dann auch gekommen. Denn ein Jahr später, im Juli 2007, hätten Markus Jooste und Andreas Seifert ein Memorandum of Understanding unterzeichnet. Zitat: „Es ging um ein gemeinsames Investment auf dem französischen Möbelmarkt - um eine Übernahme des französischen Möbelhändlers Conforama.“

Und dann wird es erstmals kompliziert: Denn Anfang 2011, als Steinhoff den Möbelhändler Conforama für 1,7 Milliarden Euro übernahm, habe Andreas Seifert geplant, „gemäß der 2007 unterzeichneten Vereinbarung, sich zu 50 Prozent an dem Deal zu beteiligen“.

Aber, so die „Presse“: „Das Problem war halt das liebe Geld: Seifert konnte gerade einmal einen Beitrag von 300 Millionen Euro leisten. Er wandte sich dabei an Banken um Kredite und an die Kontrollbank um Förderungen. Was für einen 50-Prozent-Anteil an der Großinvestition natürlich nicht reichte.“

Als Sicherheit sei dann der 50-Prozent-Anteil an Conforama angegeben worden – „untermauert mit einer Art Wandelschuldverschreibung“. Und da wird es dann haarig. Denn: „Seifert leiste eine 70.000-Euro-Finanzierung an Conforama. Mit der Option, dieses Darlehen in einen 50-Prozent-Anteil am Unternehmen umzuwandeln.“

Tatsächlich, so der „Presse“-Bericht weiter, sollte dieser Vertrag später der Angelpunkt für die Rechtsstreitigkeiten sein. „Denn Seifert fordert die Umsetzung des Wandlungsanspruchs. Und betrachtet die geleisteten 300 Millionen Euro als Kredit, den er nun zurückfordert. Was letztlich bedeuten würde, dass er 50 Prozent an der sündteuren Conforama um 70.000 Euro bekommen würde.“

Klingt komisch, ist aber wohl so. Aber dann habe sich am 4. Oktober 2017 beim Wiener Handelsgericht „Erstaunliches“ getan: Der Richter habe Bedenken geäußert über die seinerzeit abgeschlossenen Verträge und von einem möglichen „Scheingeschäft" gesprochen. Möglicherweise, „um die seinerzeit finanzierenden Banken ruhig zu stellen?“

„Ziemlich verworren“ nennt Autorin Hanna Kordik zurecht die aktuelle Lage, zumal ein Sprecher von Andreas Seifert „die (protokollierten) Äußerungen des Richters“ überhaupt in Abrede gestellt habe. Und sich zuversichtlich zeige, „die 50 Prozent an Conforama auch zu bekommen".

Andreas Seifert gehe also jetzt auf Crash Kurs und sei „eifrig darum bemüht, für XXXLutz das Beste heraus zu holen“. Dabei habe er zu der Zeit, als er mit Markus Jooste an diversen Deals arbeitete sogar vorgehabt, das Familienunternehmen XXXLutz zu verlassen. „Was“, so die `Presse´, „natürlich niemand außer den beiden wissen durfte. Schon gar nicht Andreas Seiferts Bruder Richard, von dem er sich endlich emanzipieren wollte.“

Das habe sich offenbar geändert. Denn Richard Seifert hat sich bekanntlich 2016 aus dem operativen Geschäft bei XXXLutz zurückgezogen und ist 2017 verstorben. Daraus folgert die „Presse“: „Seine Interessen hatten sich offenbar verlagert: … Bei XXXLutz hat jetzt Andreas Seifert das Sagen.“

Aber ausgestanden scheint der Konflikt damit noch lange nicht. Denn, auch das steht in dem „Presse“-Bericht: „Gegen Steinhoff sind mehrere Verfahren anhängig, die Seifert angestrengt hat: eines in Amsterdam, zwei in Wien. Darüber hinaus sind kurz nach Einbringung der Klagen anonyme Strafanzeigen bei Ermittlungsbehörden eingegangen. Die darin enthaltenen Vorwürfe wiegen schwer: Steinhoff wird Bilanzfälschung vorgeworfen.“

Angesichts der nun bekannt gewordenen „Offenbarungen“ steht allerdings allemal zu erwarten, dass die Schlammschlacht „Andreas Seifert gegen Markus Jooste“ gerade erst begonnen hat. Zumal da nicht zuletzt auch die Streitigkeiten um den 50%-Anteil Seiferts am deutschen Einrichtungsdiscounter POCO völlig ungeklärt im Raum stehen. Die Säbel sind gewetzt.

Hier der Link zum „Presse“-Bericht „Im Möbelhandel fliegen die Fetzen“:

http://diepresse.com/home/wirtschaft/kolumnen/kordikonomy/5318091/XXXLutz-vs-KikaLeinerMutter_Im-Moebelhandel-fliegen-die-Fetzen
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