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› Home24 geht an die Börse
07.06.2018 Der Online Möbelhändler aus Berlin soll mit einem Börsengang 150 Millionen Euro einsammeln Dass der Berliner Inkubator Rocket Internet den chronisch defizitären Online Möbelhändler Home24 an die Börse bringen will, davon ist nicht erst seit gestern die Rede. Aber jetzt wird es konkret.

Das Unternehmen will am 15. Juni 2018 in Frankfurt/Main Preise zwischen 19,50 und 24,50 Euro je Aktie erzielen. Das geht aus dem veröffentlichten, mehr als 200 Seiten starken Börsenprospekt des Unternehmens hervor.

Im Prospekt ist viel von „aktiven Kunden“ die Rede (1,1 Millionen) von einem Plus von 8,5 Prozent im Zweijahresvergleich und von 1,6 Millionen Bestellungen von durchschnittlich 277 Euro.

Die Umsatzerlöse seien von 233,7 Millionen Euro (2015) um 4,3 Prozent auf 243,8 Millionen Euro (2017) gestiegen. Ganz am Rand werden auch die Defizite des Unternehmens erwähnt, die von 84,3 Millionen Euro (2015) auf 49,2 Millionen Euro (2017) gefallen seien.

Nicht erwähnt wird das Jahr 2016. Da lag der Verlust laut anderer Quellen bei 40 Millionen Euro. Insgesamt dürfte Home 24 seit Gründung im Jahr 2009 alljährlich respektable zweistellige Millionensummen durch den Schornstein gejagt haben. So kommt man locker auf 300 bis 400 Millionen Euro, die der Spaß bislang gekostet haben dürfte.

Aber das soll ja jetzt alles anders werden. Wichtig sei, „bis zum Börsengang eine Balance aus Wachstumsdynamik und sinkenden Verlusten zu halten“, wird das Unternehmen von Analysten zitiert. Ab 2020 erwarte man dann ein ausgeglichenes Ergebnis.

Aber optimistische Prognosen gab es bei Home24 seit Gründung im Dutzend billiger. Eingetroffen sind die Voraussagen eigentlich nie. Auch nicht die mutige interne Ansage aus dem Jahr 2014. Da hatte Home24 laut einem Bericht des profilierten Branchenexperten für E-Commerce,
Jochen Krisch, „intern weiter das Ziel ausgegeben, bis 2017 die Umsatzmilliarde zu erreichen und dabei profitabel zu arbeiten“.

Das war wohl nichts. Zur Erinnerung: Im Jahr 2017 lagen die Erlöse bei 243,8 Millionen Euro (2017). Und der Verlust noch immer bei 49,2 Millionen.

„Wir verbessern unsere Profitabilität von Quartal zu Quartal. Damit sind wir auf einem guten Weg, mittelfristig die Gewinnschwelle zu erreichen“, lässt sich aktuell Marc Appelhoff, Co-Chef von Home24, zitieren.

Und die Anteilseigner, darunter vor allem Rocket Internet mit seinen 41,22 Prozent Unternehmensanteilen, wollen mit dem IPO mindestens 150 Millionen Euro erwirtschaften. Die schwedische Beteiligungsgesellschaft Kinnevik hält als zweitgrößter Anteilseigner 16,84 Prozent, der Fonds Vanguard besitzt 6,6 Prozent der Home24-Anteile.

Und der zu erwartende Erlös ist natürlich schon voll verplant: Das Möbel-Startup wolle 80 bis 90 Millionen Euro des IPO-Erlöses ins Marketing stecken. 30 bis 40 Millionen Euro sollen ins Anlagevermögen fließen – insbesondere in Lagerhäuser und 17 bis 19 Millionen Euro seien für den Ausbau neuer Geschäftsfelder vorgesehen.

Und wieder hagelt es hoffnungsfrohe Prognosen: Home24 erwarte, von 2020 an Gewinne auf Konzernebene zu erwirtschaften – bezogen auf das bereinigte EBITDA. Dieses solle dann Jahr für Jahr um 5 Millionen Euro steigen, heißt es in dem Prospekt.

Home24 geht übrigens „mit einem innovativen Modell an die Börse“ schreibt Analyst Peter Thilo Hasler auf dem Online Portal gevestor.de. Ungewöhnlich an dem Börsengang sei, „dass nicht das Volumen des IPOs variabel ist, sondern die Anzahl der neuen Aktien, die ausgegeben werden“.

Zitat: „Zu welchem Preis die Aktien innerhalb der Preisspanne von 19,50 bis 24,50 Euro platziert werden, entscheidet damit lediglich darüber, wie viele Papiere ausgegeben werden: Ist die Nachfrage nach den Aktien des Börsenkandidaten schwach, müssen 7,7 Mio. Stück ausgegeben werden; läuft es dagegen gut, reicht bereits die Ausgabe von 6,1 Mio. Aktien, um das geforderte Mindestemissionsvolumen von 150 Mio. Euro zu erreichen.“

Von der Anzahl der ausgegebenen Aktien hänge es damit ab, wie hoch der Streubesitz nach dem Börsengang letztlich sein werde. Bei schwacher Investorennachfrage und der Ausgabe von 7,7 Mio. Aktien liege der Streubesitz bei maximal 32,4 %.

Besonders positiv sei dabei zu vermerken, „dass die bisherigen Großaktionäre Rocket Internet (41 %) und der schwedische Internet-Investor Kinnevik (17 %) im Zuge des Börsengangs keine Aktien abgeben werden.
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