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15.03.2021
„Anklage gegen ehemalige Verantwortliche eines Konzerns mit Niederlassung in Westerstede erhoben“ – Firmengründer Bruno Steinhoff ist von den Bilanzfälschungsvorwürfen nicht betroffen
![]() Nun wird Anklage erhoben. Und zwar, wie es in einer Pressemitteilung aus Oldenburg heißt, „gegen drei ehemalige Verantwortliche eines Konzerns, zu dem u.a. ein Möbelhandel-Unternehmen in Westerstede gehört“. Nicht ganz so nebulös äußert sich das manager magazin, das den Fall Steinhoff schon seit Jahren mit liebevoller Aufmerksamkeit begleitet. Zitat: „Nach Informationen von manager magazin befinden sich Markus Jooste (60), der Ex-CEO des Steinhoff-Konzerns, sowie Dirk Schreiber (49), Ex-Finanzchef von Steinhoff Europe, seit geraumer Zeit im Visier der Ermittler. Zudem dürfte sich die Anklage gegen einen weiteren früheren Finanzmanager von Steinhoff sowie einen Ex-Banker und ehemaligen Berater des Unternehmensmanagements richten.“ - Die aber namentlich nicht identifiziert werden. Den Angeschuldigten, so die Staatsanwaltschaft nach fünfjähriger Recherche, „werden jeweils mehrere Taten der unrichtigen Darstellung in Bilanzen gem. § 331 des Handelsgesetzbuchs im Zeitraum von Juli 2011 bis Januar 2015 zur Last gelegt.“ Im Detail: „Sie sollen dafür verantwortlich sein, dass aus Scheingeschäften resultierende Buchgewinne in die Bilanzen konzernzugehöriger Gesellschaften eingeflossen sind.“ Hintergrund dieser „mutmaßlichen Scheingeschäfte“ seien Verträge, mit denen konzernzugehörige Gesellschaften „immaterielle Wirtschaftsgüter bzw. Gesellschaftsanteile an vermeintlich fremde, nach der Anklage aber dem Konzern nahestehende Unternehmen jeweils für dreistellige Millionenbeträge veräußert haben sollen“. Der Vorwurf: „Nach der Anklage soll es auf der Grundlage solcher Scheingeschäfte zu Bilanzmanipulationen von mehr als 1,5 Milliarden Euro sowie weiterer 820 Millionen Euro durch eine überhöhte Darstellung erworbenen Immobilienvermögens gekommen sein.“ Einem vierten Angeschuldigten, der im Tatzeitraum Verantwortlicher von zwei in die Abwicklung der mutmaßlichen Scheingeschäfte eingebundenen Gesellschaften war, werde vorgeworfen, „in mehreren Fällen Beihilfe zu den vorgenannten Taten geleistet zu haben“. Nicht im Visier der Staatsanwaltschaft steht der Konzerngründer Bruno Steinhoff: Zitat: „Das Unternehmen, dessen Gründer und Namensgeber Bruno Steinhoff (83) sich bereits vor Jahren aus dem operativen Geschäft zurückgezogen hat, und der von den Bilanzfälschungsvorwürfen nicht betroffen ist, vergrößerte sich durch Zukäufe, für die viel zu hohe Preise gezahlt wurden.“ - Das Landgericht Oldenburg hat über die Eröffnung des Hauptverfahrens noch nicht entschieden. Aber selbst wenn die Anklage genehmigt wird, haben die Beschuldigten nicht allzu viel zu befürchten. § 331 Handelsgesetzbuch lautet: „Mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe wird bestraft, wer als Mitglied des vertretungsberechtigten Organs oder des Aufsichtsrats einer Kapitalgesellschaft die Verhältnisse der Kapitalgesellschaft in der Eröffnungsbilanz, im Jahresabschluss, im Lagebericht oder im Zwischenabschluss nach § 340a Abs. 3 unrichtig wiedergibt oder verschleiert …“ |